Corona-Clicktivismus schafft keine Klimagerechtigkeit
Die Autor*innen stellen mögliche Strategien und Handlungsmöglichkeiten für die Klimabewegung an, da die geplante Massenaktion „Shell Must Fall“ des Bündnisses Code Rood in Den Haag nicht wie geplant im Mai stattfinden kann. Viele Aktivist*innen hatten den Termin bereits im Kalender freigehalten und sich über den Themenkomplex der fossilen Industrie informiert. Das lässt sich nun nutzen.
Inmitten der Corona-Pandemie erleben wir eine Welle des aufkommenden Online-„Aktivismus“. Für viele Menschen ist damit die Hoffnung verbunden, sich dabei politisch sinnvoll betätigen zu können. Dies führt bei einigen zu einem Rückzug ins Internet, da das Netz in vielen Ländern einen der letzten verbleibenden öffentlichen Räume darstellt. Die virtuellen Initiativen zeigen: Auch in diesen schwierigen Zeiten sind viele Menschen willens, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Dennoch sind die Online-Kampagnen unzulänglich. Vielen Aktivist*innen sind sich der Problematik bewusst, dass es sich, allein historisch betrachtet, als viel erfolgreicher erweist, Unterdrückung auf anderen Wegen zu bekämpfen, als es alle Online-Likes, Shares und Views zusammen vermögen. Mit Blick vor allem auf den Bereich der niederländischen Klimabewegung, auf die Appelle an Vernunft und Gewissen, oder die offensive Verteidigung: Wie sehen Umgang und Strategien von Aktivist*innen derzeit aus?
Fossile Brennstoffe verursachen die Klimakrise, nicht ein Mangel an Likes
In den Umweltgruppen sind viele Aktivist*innen verunsichert, was während der Corona-Ausgangssperren zu tun sei. Dies führt bei einigen zu einem Rückzug ins Internet, da dieses in vielen Ländern einer der letzten verbleibenden öffentlichen Räume darstellt. Infolgedessen beobachten wir auch in diesem Bereich eine starke Zunahme von Online-Aktivitäten der Aktivist*innen. Diese fallen recht unterschiedlich in Form und Inhalt aus. Die niederländische Sektion von FridaysForFuture beschloss beispielsweise, ihren Streik am 3. April online durchzuführen. Die Aktivist*innen riefen dazu auf, Selfies mit Protestschildern in den sozialen Medien zu veröffentlichen, um damit das Bewusstsein für die Klimakrise zu erhöhen. Die Sektion von Extinction Rebellion und die niederländische progressive NGO De Goede Zaak („Die Gute Sache“, Anm. Red.) starteten eine Petition namens „Geen Poen Zonder Plan“ („Kein Geld ohne Plan“). Sie fordern von der Regierung unter anderem, Unternehmen nur dann finanziell zu unterstützen, wenn sie konkrete Pläne vorweisen, ihre Auswirkungen auf das globale Klima zu senken – etwa, indem sie ihre Investitionen in fossile Brennstoffe beenden, ihre Belegschaften schützen und in eine Green Economy investieren.