27. Januar: Gedenken anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus
Am 27. Januar versammelten sich auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee etwa 25 Menschen, um anlässlich des 76. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz zu gedenken.
Gedacht wurde den Menschen, die im damaligen Vernichtungslager ermordet wurden, als auch den Befreier*innen. Obwohl es die rote Armee war, die die Insass*innen von Auschwitz von dem Martyrium durch die Nazis befreite, so wurde in der offiziellen Berichterstattung zu diesem Jahrestag die Rote Armee oft ausgeklammert. Gerade dies ist vor dem Hintergrund, dass viele Rotarmist*innen im Kampf gegen die Nazibarbarei ihr Leben ließen, geschichtspolitisch unverantwortlich. Während das Ausklammern der Roten Armee durchaus als politisch beabsichtigt gewertet werden kann, so ist die „unpopuläre“ Erinnerung an die Beendigung der Blockade von Leningrad eher dem Umstand geschuldet, dass industrielle Massenvernichtung eine politische Dimension in sich birgt, die über den Ort an sich hinaus geht – die europaweite industrielle Massenvernichtung von Menschenleben.Schätzungen zufolge starben während der Belagerung Leningrads durch die deutsche Heeresgruppe Nord und spanische Truppen von September 1941 bis zum Januar 1944 etwa 1,1 Millionen zivile Bewohner*innen der Stadt. Die meisten dieser Opfer verhungerten. Auch hier war es die Rote Armee, die diesem mörderischen Treiben ein Ende bereitete. Deshalb ist es hervorzuheben, dass auch dieses wichtige geschichtliche Ereignis Erwähnung in der Rede erhielt, die beim Gedenken von einer Genoss*in gehalten wurde. Viele Gedenken waren an diesem Jahrestag abgesagt und zum Teil ins Internet verlegt worden. Wir sind jedoch der Meinung, dass es die Sichtbarkeit von antifaschistischem Gedenken, praktischem Antifaschismus und sozialen Kämpfen in der Öffentlichkeit weiterhin braucht. Wir haben nicht die großen Medienhäuser, somit bleibt uns nur die Straße als Ort, um uns zu artikulieren. 2020 hat die Linke, ob nun außerparlamentarisch, autonom, gewerkschaftlich oder parteipolitisch organisiert, gezeigt, dass sie Protest Pandemie-sensibel organisieren kann. Diese erworbene Praxis sollte nicht wieder zurückgebaut werden. Ein Rückzug aus dem öffentlichen Raum würde nur den reaktionären Bewegungen helfen, die sich gerade massiv die Straße nehmen. Zudem haben Gedenken einen hohen Stellenwert, um sich kollektiv daran zu erinnern, warum wir unsere Kämpfe führen. Der Mut, mit dem Menschen sich dem Naziregime widersetzten, gibt uns Kraft und ist uns Vorbild für unsere eigene politische Haltung und Handlung. Gerade die Vereinzelung in Zeiten der Pandemie machen die nach innen gerichteten Momente, in denen wir als Freund*innen und Genoss*innen zusammenkommen, um so wichtiger. Wir sind darum sehr zufrieden damit, dass sich auch bei einer internen Mobilisierung für das Gedenken über 20 Menschen auf den Weg zum jüdischen Friedhof Weißensee gemacht haben. Weitere gedenken gab es unter anderem in Marzahn auf dem Parkfriedhof (www.twitter.com/kimwinkler1312/status/1354451525586792454) und in Hohenschönhausen/Lichtenberg (www.twitter.com/avl_bln/status/1354415277681893377). Hier wurde u.a. Gedenkgestecke der AfD fachgerecht entsorgt. Wir waren zudem nicht die Einzigen. Immer wieder stießen Menschen zum Gedenken hinzu, die allein oder zu zweit an diesem Tag zum Friedhof gingen. Dass ihr individuelles Innehalten und Blumenniederlegen spontan auch von einem Gedenken mit Rede und Gedicht gerahmt wurde, wurde positiv aufgenommen. Wir bedanken uns bei allen Beteiligtenn. Wir haben uns gefreut, dass ihr da wart.
Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Antisemitismus und Antikommunismus bekämpfen!
Die befreite Gesellschaft bleibt weiterhin das Ziel!
Antifaschist*innen aus Weißensee
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