Moabit: AfD-Mitglied als Pressesprecher des Fußballclubs »SC Union Berlin 06«
Mitglieder der rechten Partei »Alternative für Deutschland« (AfD) finden sich heutzutage in allen Gesellschaftsschichten. Ihre Politik steht jedoch nicht selten im Gegensatz zu den Lebensrealitäten und dem sozialen Umfeld der einzelnen Parteimitglieder. Ein gutes Beispiel dafür ist Frank Börner – aktives Mitglied der Pankower AfD und gleichzeitig Vereinspressesprecher und Websmaster des »SC Union Berlin 06«. AfD’ler wie Börner nutzen die Möglichkeit sich im »Privaten« an politischen Versammlungen der AfD zu beteiligen, ohne dafür auf der Arbeit oder im Sportverein zur Rede gestellt zu werden.
Der SC Union ist in Moabit seit Jahren eine feste Instanz was Fußballangeht, hat viele migrantische Spieler*innen und Fans, was im klaren Widerspruch zu den Forderungen der AfD steht. Bisher musste Börner sich nicht zwischen den Aktiviät in einer Rassist*innenpartei und dem Engagement im Fußballverein, der sich als interkulturell und offen für alle* versteht entscheiden, da ihn niemand offen dafür kritisierte. Dass diese Kritik nun von außen kommt ist nicht optimal, aber unumgänglich, denn: Die AfD ist die Partei der PEGIDA-Demonstrant*innen und das Sprachrohr der rechten Brandstifter*innen in ganz Deutschland. Darum wollen wir im folgenden über Frank Börner informieren und ihn auffordern, sich für bunten, progressiven Fußball und gegen die rassistische Politik der AfD zu entscheiden.
Was will die AfD?
Keine Partei inszeniert sich momentan so öffentlichkeitswirksam wie die AfD. Zwar geraten führende AfD-Spitzenfunktionäre massiv unter Druck, wenn sie fordern Geflüchtete an den Außengrenzen erschießen zu lassen, dennoch bleibt der öffentliche Aufschrei aus und Umfragewerte sehen die AfD in Berlin bei 14% der Stimmen. Kein Wunder, denn derlei Tabubrüche sind kalkuliert und gehören zur parteiinternen Strategie. Mit der Hetze gegen Mitgrant*innen und Geflüchtete gewinnt die AfD schließlich ihre Basis. Das völkische Denken vereint eben den Vorstandschef, die Adlige, den Fußballfan und die Wutbürgerin. Auch die Forderungen nach einem gesetzliches Verbot von Abtreibungen oder die Reichensteuer abzuschaffen sind nun im Parteiprogramm verankert. Derlei Forderungen dienen allerdings (noch) nicht als Aufhänger für Wahlkämpfe. Nach der Kampagne gegen Geflüchtete schießt sich die AfD nun auf Muslime ein und fordert das faktische Verbot von Moscheen, sowie das Tragen von Kopftüchern in öffentlichen Räumen Die sich sonst so gesetzestreu gebende AfD arbeitet mit ihrer aktuellen Kampagne massiv auf eine Abschaffung der im Grundrecht garantierten freien Religionsausübung hin.
Frank Börners – Wirken und Kontakte in der AfD
Seit sich die Partei vom neoliberalen Flügel um den ehemaligen Parteiführer Bernd Lucke im Juli 2015 trennte, hat die AfD sich von einer rechten und marktradikalen Partei zu einer klar völkischen und rassistischen Partei entwickelt. Frank Börner der seit 2014, vermutlich sogar seit der Parteigründung 2013 AfD-Mitglied ist, hat all diese Diskussionen und Zäsuren mitgemacht, ohne sich von seiner Partei abzugrenzen oder auszutreten. Börner fuhr zu den AfD-Bundesparteitagen nach Bremen am 30. Januar 2015 und zum Bundesparteitag nach Stuttgart am 30. April 2016. Weder das Ausscheiden des gemäßigt-rechten Flügels im Sommer 2015, noch die Verabschiedung des aktuellen Parteiprogramms in Stuttgart, gaben Börner Anlass auszutreten. Wer ein so rechtes Parteiprogramm mitträgt, hat sich politisch disqualifiziert. Börner ist bis heute Mitglied und kann nicht behaupten von dem Rechtsruck in der AfD nichts mitbekommen zu haben. Schließlich ist dies keine Erfindung der »Lügenpresse«, sondern parteiinterne Realität – auch im Pankower AfD-Verband.
Frank Börner beteiligt sich regelmäßig an Infoständen der Pankower AfD, was durch Bilder von deren Facebook-Präsenz zweifelsfrei belegt werden kann. So ist Börner auf einem Foto zu sehen, dass am 15. September 2014 online gestellt wurde und das ihn zusammen mit Herbert Mohr (Sprecher der AfD-Pankow, Vorsitzender der Berliner AfD-Jugend »Junge Alternative«, Abgeordentenhaus und BVV-Kandiadt der AfD) zeigt. Weiterhin beteiligte er sich am 14. Mai 2015 an einem Infostand zusammen mit Andrea Siewert (stellv. Sprecher der AfD-Pankow), Markus Egg (ehm. Sprecher der AfD-Pankow, Landes-und Bundesfachausschuss Bildung der AfD) und Thomas Weißbrich (BVV-Kandidat für AfD-Pankow, 90er/00er Jahre aktiv bei den REP’s und Vorsitzender der Republikanischen Jugend). Weißbrich machte sich in seiner Funktion als Vorsitzender der »Republikanischen Jugend« (RJ) mehrmals den »Spaß« am 20. April (dem Todestag von Adolf Hitler) Feiern für dessen rechte Anhängerschaft zu organisieren – so geschehen in den Jahren 2001 und 2002. Egg und Siewert unterstützten beide die AfD-interne »Erfurter Resolution«, die den Rechtsaußen-Kandidaten Björn Höcke unterstützte.
Auf Facebook ist er neben zahlreichen SC Union-Freunden auch mit den Pankower AfD-Mitgliedern Hartmut Hannaske und Olaf Busch befreundet. Dass er zu weitaus mehr AfD-Aktivisten in der Pankower AfD Kontakt pflegt ist belegt. Hartmut Hannaske ist ein Ex-DDR Bürgerrechtler und Liedermacher, der vor allem im Internet gegen Feminismus und Islam wettert. Olaf Busch war 2006 Spitzenkandidat der Partei Rechtsstaatliche Offensive (PRO) in Berlin. Die PRO war auch als »Schillpartei« bekannt, benannt nach deren Gründer, Ronald Schill. Schill, auch bekannt als »Richter gnadenlos«, setzte sich in Hamburg für die Räumung von Wagenplätzen und die Vertreibung von Obdachlosen ein. Frank Börners Facebook-Profil zeigt bei den »Gefällt mir«-Angaben die Seiten »AfD-Fraktion im Brandenburgischen Landtag« und »Alternative für Deutschland – AfD« direkt neben den Club-Logos von »SC Union 06«, von Eisern Union oder sozialen Trägern wie »Lebenshilfe e.V.« (Stand: 20.07.2016). Auf dem einsehbaren Teil seiner Facebook-Seite findet sich auch ein Beitrag des (neu)rechten Blogs »Achse des Guten«.
Frank Börner und der »SC Union Berlin 06«
Dass sich die AfD selbst gegen gebürtige Deutsche richtet, deren Eltern einen Migrationshintergrund vorzuweisen haben, zeigen rassistische Äußerungen des stellvertretenden AfD-Bundessprechers Alexander Gauland gegen den Fußballprofi Jérôme Boateng Ende Mai 2016. Gauland unterstrich mit seinem Kommentar »Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben« seine völkische Einstellung, in der nur ein weißer Mensch für ihn als »echter Deutscher« zählt. Im Januar 2015 organisierte der »SC Union Berlin 06« zusammen mit dem »FC Union Berlin« sogar ein Geflüchteten-Benefizspiel, für das Frank Börner maßgeblich gestaltete und für dass er das Stadionheft gestaltete. Sein anschließender Kommentar als Pressesprecher gegenüber der Berliner Zeitung: »Es war ein Spiel, in dem der ursprüngliche Sinn des Fußballs in Erscheinung getreten ist: Alle kommen zusammen und jeder ist willkommen«. Diese Aussage will jedoch nicht so Recht zu der Position der AfD im Bezug auf Geflüchtete, deren Einreise, deren Unterbringung und deren Versorgung passen. Im Gegenteil – gerade unter AfDlern ist die Rede von einer »Willkommensdiktatur« weit verbreitet, womit der Begriff der »Willkommenskultur« als eine von der Regierung diktatorisch verordnete Praxis verunglimpft werden soll.
Selbst Börners Arbeitgeber, die Beuth Hochschule, bemüht sich mit dem Programm »Refugees welcome« Geflüchteten den Berufseinstieg zu erleichtern. Dass er seit mindestens 2014 Mitglied der AfD ist, wusste hier keiner oder störte anscheinend niemanden. »SC Union 06« als auch die Beuth Hochschule beherbergen Menschen aller Nationalitäten und stehen eigentlich für das Gegenteil von dem was die AfD fordert. Wir finden es darum unerträglich, dass Frank Börner in seinem sportlichen und beruflichen Umfeld politisch in Ruhe gelassen wird, während er für eine Rassistenpartei Wahlkampf macht, die sich gegen jedwede soziale Gleichberechtigung von Menschen richtet.
Abschließend lässt sich sagen, dass es nun an Frank Börner ist, sich zu entscheiden. Tritt er nicht aus der Partei aus steht der Verein in der Verantwortung, sich klar gegen Rassismus und Sozialchauvinismus zu positionieren und sich von Frank Börner zu trennen und ihn für seine politischen Tätigkeiten in die Verantwortung zu ziehen. Eine Positionierung wäre in diesem Zusammenhang auch von Verantwortlichen des »FC Union Berlin« wünschensert. Börner ist in deren Vereinsstadion nicht nur Dauergast beim Schwesterverein des »SC Union«, sondern spielt auch in der Zusammenarbeit beider Vereine immer wieder eine Rolle.
Gerade jetzt, da die AfD dabei ist, in diverese Landtage in Deutschland einzuziehen, wieder massenhaft Geflüchtetenunterkünfte brennen und rechte Übergriffe einen massiven Anstieg verzeichnen, wird es immer wichtiger eine klare Position zu dem Rechtsruck zum Ausdruck zu bringen.
North-East Antifascists [NEA] | 06. Juli 2016
www.antifa-nordost.org