Antifaschistisches Tagesseminar: „Wohin treibt Polen?!“
Sa, 25.10.2014 | 11:00 Uhr | Allmende e.V (Kottbusser Damm 25)
Veranstalter*innen: Bildungswerk der Heinrich Böll Stiftung
Flyer: [Front] | [Back]
Nach der Wende 1989 hat sich Polen zu einem neoliberalen Musterschüler in EU und Nato entwickelt. Die brutale Schocktherapie der 1990er Jahre führte zu einer Verarmung und Deklassierung breiter gesellschaftlicher Schichten und zu einer erstarkenden rechten Bewegung. Dagegen formierte sich Widerstand. Polen wurde zu einem Schauplatz unterschiedlicher Widerstandsbewegungen. Verschiedene Aktivist_innen aus den Bereichen “Antifaschismus”, “Antiüberwachung” und “Soziale Kämpfe” werden die Bewegungen im Kampf gegen die neoliberale Umstrukturierung sowie neofaschistische Tendenzen in Polen vorstellen, über die aktuelle Situation berichten und Raum für gegenseitigen Austausch und Vernetzung geben.
Tagesübersicht:
11.30 Uhr: Begrüßung und Einführungsvortrag
12.30 Uhr: „Nationalismus in Polen“ | Referent*innen: Antifa-Aktivist*innen aus Polen
14.30 Uhr: „Soziale Kämpfe“ | Referent*innen: Inicjatywa Pracownicza
16.30 Uhr: „Linke Kulturpolitik“ | Referent*innen: Martyna Dominiak (Krytyka Polityczna)
Eintritt frei
Weitere Infos:
www.antifa-nordost.org | www.ozzip.pl | www.krytykapolityczna.pl | www.bildungswerk-boell.de
Alle Ankündigungstexte lesen:
### Nationalismus in Polen
Auch wenn seit der Kabinettsbildung 2007 keine extrem rechte Partei mehr an einer Regierung beteiligt war, stellt ein seit 2011 deutlich zunehmender Nationalismus ein wachsendes Problem dar. Vor dem Hintergrund der im November 2014 stattfindenden Kommunalwahlen lohnt es sich, das Wiederaufleben und die Intensität nationalistischer und neofaschistischer Einstellungen einer genauen Betrachtung zu unterziehen.
Die Gründung der neuen Nationalen Bewegung (Ruch Narodowy), die damit einhergehende Stärkung rechter Positionen und extrem nationalistischer Parteien sowie tausende in den Straßen polnischer Städte aufmarschierende Nationalisten sind nur die Spitze des Eisbergs.
Der erste Teil unserer Präsentation wird die ideologischen Annahmen des Nationalismus / Faschismus in Polen aufzeigen. Wir werden deren wichtigste Akteure identifizieren und das schnell wachsende internationale Netzwerk der polnischenextremen Rechten beschreiben (einschließlich neuer Gruppierungen wie den Autonomen Nationalisten).
Im zweiten Teil werden wir die verschiedenen Erscheinungsformen des antifaschistischen Widerstands präsentieren sowie einzelne Gruppen und deren Aktivitäten beschreiben.
### Soziale Kämpfe
Zu den größten sozialen Problemen in Polen zählt seit Jahrzehnten die marode Struktur des Gesundheitswesens. Nun plant die konservativ-liberale Regierung dessen Privatisierung. Mehrere Basisaktivist_innen der linken Gewerkschaftsgruppe Inicjatywa Pracownicza werden über die Kämpfe gegen die Privatisierung des Gesundheitswesens und die Arbeitskämpfe in der Sonderwirtschaftszone Kostrzyn-Słubice berichten.
Seit Jahren organisiert die autonome, linke Gewerkschaft zusammen mit den Betroffenen Widerstand und versucht die Proteste mit vielfältigen Aktionen aktiv zu begleiten.
### Linke Kulturpolitik
Die polnische Zeitschrift Krytyka Polityczna versucht seit Jahren mit vielfältigen Aktionen im Bereich Kultur und Politik, linke Positionen in der Gesellschaft zu verankern. Sie will eine intellektuelle Basis für alternative Bewegungen schaffen und zu neuen kritische Diskursen in der polnischen Öffentlichkeit anregen. Zur Erfolgsgeschichte des Verlages gehört auch die Gründung zahlreicher Clubs, in denen Filme gezeigt und Diskussionen veranstaltet werden.
Mit ihrer Strategie, mithilfe von kulturwissenschaftlichen und künstlerischen Interventionen in politische Diskurse einzugreifen, erreicht Krytyka Polityczna internationale Aufmerksamkeit.
Die Referentin ist Soziologin und widmet sich den Zusammenhängen zwischen Themenfeldern wie der polnischen Drogenpolitik, Kunst und Kultur und den Auswirkungen eines sich modernisierenden globalisierten Kapitalismus.
### Unterstützer*innen
Die Initiative Postkomm versteht sich als eine Plattform verschiedener Aktivist*innen und Interessierter, die in postkommunistischen Ländern in Ost- und Südosteuropa solidarisch aktiv sind und emanzipatorische linke Gruppen unterstützen. Die Vernetzung erfolgt mit Blick auf den rechten Vormarsch unter anderem in Ländern wie Polen, Ungarn und der Ukraine. So sollen antifaschistische Gegenstrategien ausgetauscht und über das Geschehen vor Ort informiert werden und die Aktivist*innen vor Ort praktisch und solidarisch unterstützt.