«

»

Sodom & Gommora: Stelldichein zwischen Verfassungsschutz & Kapital direkt am Rosenthaler Platz

Sodom & Gommora: Stelldichein zwischen Verfassungsschutz & Kapital direkt am Rosenthaler Platz

Am 27. März treffen sich führende Extremismustheoretiker*innen, inklusive dem neuen Präsident des Bundesverfassungsschutzes Thomas Haldenwang, und Vertreter*innen kapitalistischer Großunternehmen wie RWE, BASF und der Telekom mitten in Berlin, um über eine steigende Gefahr für Sicherheit und Reputation von Unternehmen durch Extremismus zu sprechen. Am 26. März gibt es ab 19 Uhr ein gemütliches Stelldichein der Lobbyist*innen und Staatsschützer*innen nahe dem Rosenthaler Platz im Sodom und Gomorra (Torstr. 164, 10115).

Motto: »Defend Capitalism!«

Die Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft e.V. (ASW) und das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) richten am 27. März eine Konferenz zum Thema Extremismus: Eine steigende Gefahr für Sicherheit und Reputation von Unternehmen aus. Schon das Titelblatt des Programms entlarvt dabei ihren Hauptfeind: Die radikale Linke, versinnbildlicht durch ein Foto das den Schriftzug »KAPITALISMUS NORMIERT ZERSTÖRT TÖTET« an der Fassade bei den Genoss*innen in der Kastanienallee 85.

Während man zum Verfassungsschutz nicht mehr viel sagen muss, hier noch ein paar Worte zur ASW. Die ASW ist eine Interessensvertretung deutscher Unternehmen, sich damit brüstet »mit allen wichtigen Organisationen der nachrichtendienstlichen und polizeilichen Gemeinschaft und anderen Sicherheitsbehörden dauerhaft zusammen zu arbeiten. […] Denn frühzeitiges Wissen bedeutet nachhaltige Sicherheit.«

Die Lobbygruppe ist klar besetzt: Beispielsweise der aktuelle Vorstandsvorsitzende Volker Wagner (rechts im Bild, noch gemeinsam mit damligen BfV-Präsidenten Maaßen), der am 27. März auch Grußworte gemeinsam mit dem Präsidenten des BfV Haldenwang sprechen wird, kommt ursprünglich von der Telekom AG und ist mittlerweile bei dem Chemiekonzern BASF zu finden.

Die Bundesvertretung der ASW findet man direkt in der Neuen Schönhauser Str. 20.

Nichts für die Öffentlichkeit

Die Tagung selbst findet am Steigenberger Hotel am Kanzleramt statt und ist explizit nicht öffentlich, mit Ausnahme der anfänglichen Grußworte und einer Pressekonferenz. Aber wir haben schon mal ins Programm geguckt und wurden nicht enttäuscht:

Das Highlight ist der Vortrag des Leiters für Konzernsicherheit Stefan Engelbrecht bei RWE zum Thema Unternehmen als Ziele linksextremistischer Agitation. Ob er auch darüber sprechen wird, wie RWE im Hambi für seine kapitalistische Wertschöpfung rodet oder wie RWE seine privaten Schlägertrupps gegen Aktivist*innen ins Feld schickt? Vermutlich nicht. Direkt danach spricht CEO Christiane Schulz für Weber Shandwick, einem der größten Public-Relations-Konzerne der Welt, zum Thema Wenn Extremisten über mein Unternehmen sprechen: Kommunikationsstrategien. Weber Shandwick arbeitet unter anderem für Nestlé, die Deutsche Telekom, Honeywell (Rüstung, Luftfahrt und Chemie), und Lloyd‘s of London (Versicherungsbörse). Weber Shandwick sitzt ebenfalls in Prenzlauer Berg, in der Schönhauser Allee 37 in der Kulturbrauerei. Vielleicht kann RWE seinen massiven Imageschaden ja mit Schulz‘ Hilfe abwenden. Wir wünschen es ihnen nicht.

Zum ganzen Programm gehts hier: www.asw-bundesverband.de/fileadmin/user_upload/Termine/BfV/13._BfV_ASW-Tagungsprogramm.pdf

Am Abend vor der Konferenz geben sich die Lobbyist*innen, Konzernvertreter*innen und Verfassungsschützer*innen noch ein Stelldichein in der Nähe des Rosenthaler Platzes ab 19 Uhr in der Edelbar »Sodom und Gommora« (Torstr. 164, 10115).

Der Name scheint, zumindest was diesen Abend angeht, zum Programm zu werden.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://antifa-nordost.org/8375/sodom-gommora-stelldichein-zwischen-verfassungsschutz-kapital-direkt-am-rosenthaler-platz/