03.12.2016 / Frankfurt am Main /
Bundesweite kurdische Frauen-Demonstration
Es ist an der Zeit, sich als junge Frauen, mit all unseren Unterschieden und Kämpfen, zu vereinen und gegen das Patriarchat auf die Straßen zu gehen!
Es ist Zeit für Selbstverteidigung – Es ist Zeit im Kampf gegen Kapitalismus, Nationalstaaten und Patriarchat die Vorreiterrolle zu übernehmen!
Denn entgegen der Auffassung, dass die Situation von Frauen sich sowieso stetig bessere, sind wir der Meinung: Wir lassen nicht zu, dass der Liberalismus und Rassismus uns als Frauen in ein noch größeres Chaos stürzt! Indem versucht wird, uns in eine systemkonforme Hülle zu pressen und uns in das kapitalistische, patriarchale Staatensystem zu integrieren, das von Männern aufrechterhalten und beherrscht wird, wird uns eine angebliche Freiheit verkauft.
Dagegen müssen wir uns wehren – denn das herrschende System steht im Widerspruch zu unserer Befreiung als Frauen und als Gesellschaft.
Das zeigt sich an den jüngsten Ereignissen sowohl in Kurdistan als auch auf der ganzen Welt. Wir sehen eine ständige Überschneidung von Patriarchat, Kapitalismus und Nationalismus. Während sich rechtes Gedankengut an die Macht kämpft, wie in vielen EU-Staaten, darunter die AfD in Deutschland, oder in den USA, machen sich auch immer mehr frauenfeindlichere Aussagen bemerkbar. Es ist kein Zufall, dass AfD und Pegida-Anhänger, US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump oder Politiker der faschistischen türkischen Regierung ständig frauenverachtende Äußerungen machen. Ihre sexistischen Aussagen stützen ihre faschistischen und rassistischen Systeme. Es gibt eine ganze Sammlung von Äußerungen, die PolitikerInnen der AKP gemacht haben, darunter etwa, dass Frauen in der Öffentlichkeit nicht so laut lachen sollten oder dass Vergewaltigung doch nicht so schlimm sei. Bei Demonstrationen und Aktionen werden immer auch Frauen angegriffen, denn selbst ihnen ist bewusst, dass es Frauen sind, die ihr System erschüttern könnten. Und das ist nicht zu übersehen, spätestens wenn man einen Blick ins Nachbarland Syrien wirft, wo die Gesellschaft in Rojava unter der Führung der Jugend und Frauen ein basisdemokratisches, autonomes System aufgebaut hat. Viyan Qamishlo, eine Kämpferin die dieses Jahr in Rojava gefallen ist, opferte ihr Leben. Und alles was die Mainstream Medien dazu zu sagen hatten war es, sie als „kurdische Angelina Jolie“ zu betiteln und ihren Kampf jeglichem Inhalt zu berauben. Nicht nur den Kampf der Frauen in Rojava, sondern auch unsere Stärke als Internationalistinnen, Arbeiterinnen, Feministinnen, Women of Color und Schwarze Frauen, Studentinnen und Schülerinnen bekommt momentan die ganze Welt zu spüren. Aus diesem Grund häufen sich sexuelle Übergriffe und Gewalt – aus diesem Grund wird Politik immer sexistischer.
In Polen wurde kürzlich ein Abtreibungsverbot erlassen. Im Juli wurde eine Studentin in Indien von denselben Männern vergewaltigt, die sie 3 Jahre zuvor schon mal sexuell missbraucht hatten. Tiarah Poyau, eine 22-Jährige Studentin, wurde auf einem Festival in Brooklyn ermordet, nachdem sie einem Mann sagte, er solle sie in Ruhe lassen. Sürmi Ince, Frau und Mutter, wurde in der Türkei ohne sichtbaren Grund von einem Militärfahrzeug aus erschossen. Aysel Avesta, eine ezidisch-kurdische Journalistin, wurde im Mai von der KDP in Südkurdistan wegen ihrer Berichterstattung entführt.
Die Liste geht noch weiter, und für uns heißt es vor allem, darauf endlich zu reagieren und ein Zeichen zu setzen.
Ein Zeichen zu setzen bedeutet auch, unseren Kampf nicht getrennt voneinander zu betrachten. Den Kampf den wir als kurdische junge Frauen führen ist der selbe, den die jungen Frauen auf der gesamten Welt führen. Wir haben den selben Feind, die kapitalistische Moderne und ihre Nationalstaaten, welche immer wieder mit neuen Gesichtern und Facetten uns gegenüber stehen.