
Bis zuletzt zögern die Faschisten die Kapitulation hinaus, der Krieg endet erst mit der Eroberung Berlins durch die Rote Armee (Einmarsch der Befreier im April 1945) Foto: picture alliance/akg-images
Kriegsende in Berlin
Die Schlacht um Berlin
Vor 75 Jahren begann mit dem Angriff der Roten Armee auf die Reichshauptstadt Berlin das letzte Kapitel des Zweiten Weltkriegs
Von Ingar Solty
Der 16. April 1945 war ein kühler Tag. Die Temperaturen erreichten bei bedecktem Himmel keine zehn Grad. An diesem Tag begann die Schlacht um Berlin. Sie war für die deutschen Faschisten schon verloren, noch ehe sie begann. Den Durchhalteparolen der Nazis zum Trotz war der Krieg seit Monaten verloren. Er war schon verloren gewesen, als am 12. Januar die Weichsel-Oder-Operation der Roten Armee begann, verloren bereits mit den Schlachten von Stalingrad 1942/43. Die Niederlage war am Kursker Bogen im Sommer 1943 besiegelt worden. Der Krieg, den Deutschland im Osten als Vernichtungskrieg geführt hatte, kehrte nun an seinen Ausgangspunkt zurück.
Die Schlacht um Berlin zögerte das Unvermeidliche nur hinaus, verlängerte das Kriegsmorden und den Holocaust. Millionen Menschen bezahlten die Kriegsverlängerung mit ihrem Leben, Hunderttausende in den Konzentrationslagern und Gestapo-Gefängnissen ersehnten die Befreiung. In den Städten wurden Hunderttausende durch den Bombenkrieg obdachlos. Berlin gehörte im Zweiten Weltkrieg neben Warschau, Stalingrad, Rotterdam und Dresden zu den am stärksten zerstörten Städten. Die Zerstörung Berlins hatte mit den Flächenbombardements der Alliierten begonnen. Die verheerendsten fanden am 3. und 26. Februar 1945 statt. Dabei warfen 939 bzw. 1.184 Flugzeuge jeweils weit über 2.000 Tonnen Spreng- und Brandbomben über den Innenstadtbezirken ab. Fünfeinhalb Jahre zuvor hatte Hermann Göring noch in einer Rundfunkrede gesagt, er wolle Meier heißen, sollte auch nur ein feindliches Flugzeug über dem Himmel von Berlin auftauchen. Jetzt kamen allein am 3. Februar während des nur 50minütigen Bombardements 50.000 Berliner, Kriegsflüchtlinge und Zwangsarbeiter ums Leben. Dieser Angriff war auch eine Demonstration der Alliierten: Am Tag darauf begann die Konferenz von Jalta, auf der die Staatschefs der Alliierten, Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Josef Stalin, die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen beschlossen. Mit den Bombardements schwand in der Bevölkerung auch der Glaube an die von Hitler angekündigten Wunderwaffen.