Liberationweeks 2015 – Gedenken an die Befreiung Nordostberlins

liberation2015_plakatLiberationweeks 2015
Nordostberliner Veranstaltungsreihe zu Widerstand und Befreiung

Am 21. und 22.April 2015 jährt sich die Befreiung des Berliner Nordostens vom deutschen Faschismus zum 70. Mal. Die Einnahme der Außenbezirke Berlins war im Kampf um das Herz der faschistischen Bestie, eine wichtiger Schritt zur endgültigen Niederringung des Naziregimes.Der mörderische Feldzug der Nationalsozialisten hatten bis zu diesem Zeitpunkt Millionen das Leben gekostet. Die Einnahme der Berliner Außenbezirke bildete damals einen der ersten Schritte im Kampf um die „Reichshauptstadt Berlin“ – das Zentrum der politischen Macht des 3.Reiches – und somit die Beendigung des blutigen Mordens der Nazis. Dies gilt es zu feiern!

Seit 2006 gedenken wir diesem Jahrestag mit Veranstaltungen zur Geschichte des antifaschistischen Widerstandes in den Bezirken Weißensee, Pankow, Hohenschönhausen und Prenzlauer Berg. Wichtig waren uns immer die einzelnen Schicksale derer zu beleuchten, die Haltung bewahrten, in dem sie Sabotage betrieben oder denen halfen, die von den Nazis verfolgt wurden. Sollten die Deutschen sich politisch wieder für die Barbarei entscheiden, ist die Erinnerung an das Wirken dieser Menschen unersetzlich. Ihre Schicksale zeigen, dass es auch unter widrigen Umständen möglich ist sich zu wehren. Mit einer Fahrradtour wollen wir in diesem Jahr ihr Andenken anhand von (Wohn)Orten des Widerstandes erstmals vernetzt darstellen.

Veranstalter*innen: North-East Antifascists [NEA] & VVN-BdA Weißensee-Hohenschönhausen
Alle Infos hier: www.antifa-nordost.org/liberationweeks
Material: [Plakat] | [Programm] | [Banner]
Text: [26. April – wir erinnern uns an den 70. Todestag von Else Jahn]
Media: [NIGHT WILL FALL – Hitchcocks Lehrfilm für die Deutschen (HD)]

 

Alle Veranstaltungsankündigungen:

tresen_1504_bannerFilm-Abend: “Night Will Fall”
Do. 16.04.2015 | 20:00 Uhr | Bandito Rosso (Lottumstraße 10A / Prenzlauer Berg)

1945 entdecken die Alliierten bei ihrem Vorstoß über Europa die ersten Konzentrationslager. Aus dem Entsetzen über die Grausamkeiten entsteht das Bedürfnis alles zu dokumentieren. Britische, amerikanische und russische Kamerateams beginnen mit ihren Aufnahmen. 1945 sollte aus dem Projekt mit dem nüchternen Titel German Concentration Camps Factual Survey eine Dokumentation über deutsche Gräueltaten entstehen, um sie der deutschen Bevölkerung und deutschen Kriegsgefangenen vorzuführen. Bekannte Regisseure und Produzenten wie Alfred Hitchcock, Billy Wilder und Sidney Bernstein wurden beauftragt, aus dem Rohmaterial schonungslose Dokumente der Todeslager zu erschaffen. Die politischen Vorzeichen ändern sich jedoch und der so gut wie fertig geschnittene Film landet unvollständig in den Archiven des Londoner Imperial War Museum. Vor dem HinterGrund des Kalten Krieges schien es plötzlich nicht mehr opportun, die Bevölkerung nachhaltig mit ihren eigenen Verfehlungen zu konfrontieren. Die Aufnahmen bekommt jedoch nie jemand zu GSesicht.

Der Dokumentarfilm »Night Will Fall« zeigt die Wiederherstellung des Films und rekonstruiert zugleich mit Hilfe von Zeitzeugen die Befreiung der Konzentrationslager 1944/45. »Night Will Fall« erzählt die Geschichte von einem anderen Film, der nie gezeigt wurde – weil er zu grausam war, aber auch weil er dem (taktischen) Antikommunismus der Aliierten weichen musste. „Night Will Fall” ist ein Weg, sich der Sprachlosigkeit zu nähern, die doch eine Antwort verlangt.

Hinweis: Der Film enthält zahlreiche Aufnahmen aus den befreiten KZ’s, die für manche Zuschauer*innen verstörend wirken können.

Veranstalter*innen: North-East Antifascists [NEA]


liberation15_gedenken_hshLesung: 70. Jahrestag der Befreiung Hohenschönhausen
Di. 21.04.2015 | 18:00 Uhr | Schloss Hohenschönhausen (Hauptstraße 44 / Hohenschönhausen)

Lesung anlässlich der Befreiung Hohenschönhausens, das damals noch ein Teil des Bezirks Weißensees war und am 21. April von der Roten Armee bereit wurde. An Hand der Erlebnisberichte von Zeitzeugen sollen persönlichen Erfahrungen und der Ablauf der Befreiung des Bezirks dargelegt werden.

Veranstalter*innen: VVN-BdA Weißensee-Hohenschönhausen & Förderkreis Schloss Hohenschönhausen


liberation2015_flyer_fahrradtourAntifaschistische Fahrradtour: Weißensee & Prenzlauer Berg
Mi. 22.04.2015 | 17:00 Uhr | Antifa-Mahnmal am Weißensee (Berliner Allee 125 / Weißensee)

An die Befreiung Nordostberlins wollen wir auch in diesem Jahr erinnern, diesmal mit einer antifaschistischen Fahrradtour. Wir werden Orte im Kiez abfahren, die historisch mit dem antifaschistischen Widerstand als auch mit der Terrorherrschaft der Nazis verbunden sind. Wir halten an den ehemaligen Wohnungen von Widerstandskämpfer*innen und Orten, an denen Jüd*innen versteckt wurden… Unsere Viertel stecken voll widerstädiger Geschichte. Lasst sie uns zusammen entdecken.

Veranstalter*innen: North-East Antifascists [NEA]


Gedenken: Otto Schieritz & Widerstand im Prenzlauer Berg
Sa, 02.05.2015 | 10:30 Uhr | Gedenktafel für Otto Schieritz (Senefelderstraße 33 / Prenzlauer Berg)
Sa, 02.05.2015 | 12:00 Uhr | Gedenktafel: Widerstand gegen den Nationalsozialismus (Schönhauser Allee 116A / Prenzlauer Berg)

Der Sozialdemokrat Otto Schieritz war von Anfang an im Widerstand gegen die Nazis aktiv. 1935 wurde er verurteilt und 1940 aus dem KZ Papenburg entlassen. Noch während die Rote Armee den Berliner Nordosten freikämpfte verschleppte und erschoss die SS Otto Schieritz am 2. Mai 1945, da dieser eine rote bzw. weiße Fahne aus seinem Fenster gehangen hatte. Anlässlich des 70. Jahrestages seiner Ermordung wollen wir ihm gedenken.

Anschließend: 12.00 Uhr | Blumenniederlegung am Widerstands-Gedenktafel an der Schönhauser Allee (Brücke): Ehrung mit Blumen an den fünf Bronzereliefs auf der S-Bahnbrücke Schönhauser Allee mit viersprachigen Text: „alle, die ihr hier vorübergeht, erweist jenen die ehre, die gefallen sind, damit ihr leben könnt“.

Veranstalter*innen: VVN-BdA Prenzlauer Berg & VVN-BdA Pankow


Zeitzeugengespräch: Lore Diehr
Mi. 06.05.2015 | 19:00 Uhr | Bunte Kuh (Bernkasteler Straße 78 / Weißensee)

Lore Diehr wird am 04.02.1921 in Berlin geboren. Sie stammt aus einem sozialdemokratischen Elternhaus und verbringt in ihrer Jugend viel Zeit auf Fahrten sozialdemokratischer und kommunistischer Jugendverbände, durch die sie weiter politisiert wird. 1933 verhaften die Nazis ihren Vater und die Wohnung der Familie wird durchsucht. Der Laden ihrer Mutter in Pankow entwickelt sich zunehmend zu einer Anlaufstelle für den Widerstand und davon ausgehend beteiligt sich Lore Diehr an vielfältigen Widerstandsaktionen. 1945 erlebt sie das Kriegsende in einem Versteck in Berlin-Heinersdorf. Nach 1945 lebt und arbeitet Diehr in der DDR. Die Veranstaltung findet im Rahmen des monatlichen Antifa-Tresens in der Bunten Kuh statt.

Veranstalter*innen: Berlin OutBack Antifa [BOBA]


Befreiungsgedenken: Prenzlauer Berg
Fr. 08.05.2015 | 10:00 Uhr | Gedenkplatte am Ostseeplatz (Ostseeplatz / Prenzlauer Berg)

Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Befreiung mit Ansprachen und Blumenablage, Gedenkstätte für den gefallenen Rotarmisten auf dem Ostseeplatz.

Veranstalter*innen: VVN-BdA Prenzlauer Berg


Befreiungsgedenken: Buch
Fr, 08.05.2015 | 16:00 Uhr | S-Bahnhof Buch (Pankow)
Fr, 08.05.2015 | 17:00 Uhr | Sowjetisches Ehrenmal Buch (Wiltbergstraße / Pankow)

Antifaschistische Kundgebung am Tag der Befreiung. Anschließend Befreiungs-Gedenken am sowjetisches Ehrenmal in Pankow-Buch.

Veranstalter*innen: Gemeinsam gegen Rassismus – Pankow, VVN-BdA Pankow, Emanzipatorische Antifaschistische Gruppe [EAG]


Info-Veranstaltung: „Braunbuch – NS-Kriegsverbrecher in der BRD“
Mo, 11.05.2015 | 19:00 Uhr | Bunte Kuh (Bernkasteler Straße 78 / Weißensee)

Das „Braunbuch“ erregte weltweite Aufmerksamkeit, nachdem sich vor nunmehr 47 Jahren – am 2. Juli 1965 – ein prominentes internationales Gremium in Sachen NS-Täter im Berliner Haus am Kastanienwäldchen der internationalen Presse gestellt hatte. Zu den NS-Sachverständigen zählten dort unter anderem Czeslaw Pilichowsky, Direktor der Hauptkommission zur Untersuchung von Nazi-Verbrechen in Polen, Nikolai Alexandrow, sowjetischer Ankläger in den Nürnberger Prozessen gegen Hauptkriegsverbrecher sowie Sarn Goldblom, Vizepräsident des Jüdischen Rates zur Bekämpfung des Faschismus und Antisemitismus. In ihren aller Namen stellte Albert Norden, das „Braunbuch. Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik“ vor. Es enthielt 1.200 Kurzbiografien von einflussreichen Stützen des Naziregimes, die nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland nicht nur weitgehend straflos ausgingen, sondern hohe und höchste Positionen einnahmen.

Referent: Dieter Skiba
Veranstalter*innen: North-East Antifascists [NEA]


Lesung: Befreiung damals und heute
Mi, 13.05.2015 | 19:00 Uhr | WB13 (Am Berl 13 / Hohenschönhausen)

70 Jahre Befreiung – Wir lesen Texte, anhand derer wir die Bedeutung der Befreiung aus verschiedenen Positionen heraus diskutieren wollen. Wie wurde die Befreiung 1945 und in den Nachkriegsjahren wahrgenommen? Wie verschieden wird die Befreiung heute bewertet. Was bedeutet dies für unser Selbstverständnis als Antifaschist*innen?

Veranstalter*innen: WB13

 


 

26. April – wir erinnern uns an den 70. Todestag von Else Jahn

Aus einer kommunistischen Arbeiterfamilie stammend wurde Else Jahn, geb. Gerichow (17.09.1901 – 26.04.1945) in jungen Jahren Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes, wo sie erstes politisches Wissen erwarb. 1924 trat sie in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. In den Jahren der Weltwirtschaftskrise wirkte sie aktiv für die Herstellung einer antifaschistischen Einheitsfront gegen die zunehmende faschistische Gefahr.

Nach der Machtübergabe an die Nazis war ihre Mutter, Anna Gerichow, ab September 1933 maßgeblich in die Reorganisation der Arbeit der Roten Hilfe in Weißensee unter den Bedingungen der Illegalität beteiligt und organisierte Solidaritätssammlungen für den Arbeitersportverein Weißensee. Die Wohnung in der Berliner Allee 23 (21?) war in der Vorweihnachtszeit des Jahres 1933 Treffpunkt für die Organisatoren von Flugblattaktionen. Auch Else Jahn leistete illegale Arbeit für die KPD, wurde 1936 verhaftet und zu drei Jahren (nach anderen Angaben zwei Jahren) Zuchthaus verurteilt. Nach ihrer Entlassung schloss sie sich erneut dem illegalen Widerstand an.

In den Apriltagen 1945, als die Truppen der Roten Armee bereits an der Stadtgrenze von Berlin standen, nahm die illegale Widerstandgruppe, der Else Jahn und ihre Brüder Willi und Fritz angehörten, Verbindung zu den sowjetischen Truppen auf. Else Jahn stellte sich als Antifaschistin der kämpfenden Roten Armee als Lotse durch das Häusermeer der Großstadt zur Verfügung. Bei Kampfhandlungen mit SS-Verbänden an der „Weißenseer Spitze“ (Kreuzung Gustav-Adolf-Straße/Prenzlauer Promenade) fand sie am 26.04.1945 den Tod.

Eine Gedenktafel – vor 1952 entstanden – fand sich am Haus Berliner Allee 23, wo sie bis zu ihrem Tod wohnte. Die Tafel wurde 1991 entfernt und 2005 erneuert. Außerdem erinnert noch der Name einer Straße in Weißensee an diese Antifaschistin. Und: Auf dem Friedhof in der Roelckestraße ist ein Gedenkstein für Else Jahn, Berthold Manzke und Frida Seidlitz zu finden. Die drei AntifaschistInnen hatten auf dem Friedhof zunächst in Einzelgräbern ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der gemeinsame Denkort wurde ihnen nach der Befreiung von der VVN errichtet. Ihn zu erhalten und zu pflegen, sollte auch weiterhin Aufgabe von jungen und alten Antifaschisten sein.

VVN-BdA Weißensee-Hohenschönhausen

 


 

night_will_fall„Night Will Fall – Hitchcocks Lehrfilm für die Deutschen“ online sehen

Am vergangenen Donnerstag, den 16.04.15 zeigten wir den Film „Night Will Fall – Hitchcocks Lehrfilm für die Deutschen“ im Rahmen unseres monatlichen NEA-Tresens im Bandito Rosso.

Nun haben wir den Film online auf YouTube zur Verfügung gestellt.

>>> Veranstaltungsankündigung: [NEA]-Tresen: „Night Will Fall“

NIGHT WILL FALL – Hitchcocks Lehrfilm für die Deutschen (HD)

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