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Medien-Übersicht: Dieter Eich Demo 2018

Medien-Übersicht: Dieter Eich Demo 2018

Fotos:
23.05.2018 – Dieter Eich-Gedenkdemonstration und versuchte Störaktion der NPD Pankow (Oskar Schwartz)

Video:
Niemand ist vergessen – Dutzende gedenken Dieter Eich am 23. Mai 2018 (neues deutschland)

Audio:
„Dieter Eich ist nicht vergessen“ – Gedenkdemo für Neonazi-Opfer in Berlin-Buch (Deutschlandfunk)

Presse:
Vorwärts gegen das Vergessen (taz / 24.05.2018)
Dieter Eich ist nicht vergessen (Neues Deutschland / 23.05.2018)

Weitere Artikel:
[Left Report] Dieter Eich: Späte Anerkennung für einen rechten Mord

Ankündigung:
Demo in Pankow-Buch: Niemand ist vergessen! – In Gedenken an Dieter Eich

23.05.2018 – Dieter Eich-Gedenkdemonstration und versuchte Störaktion der NPD Pankow

Nachdem Dieter Eich auch von offizieller Stelle als Opfer rechter Gewalt anerkannt wurde, fand auch dieses Jahr wieder die regelmäßige Gedenkdemonstration in Berlin-Buch statt. Circa 200 Personen nahmen an dieser teil und legten Blumen an der Haustür zur Tatwohnung nieder.

Die Gegend um den S-Bahnhof Buch wurde im Vorfeld mit Zetteln und Plakaten der JN/NPD Pankow und dem „3. Weg“ plakatiert. Am Dönerimbiss gegenüber des Auftaktortes sammelten sich circa 15 Neonazis um den Chef der NPD Pankow Christian Schmidt. Diese versuchten im Anschluss die Gedenkminute zu stören. Dabei wurden sie aber von der Berliner Polizei unterbrochen. Eine Person wurde dabei in Gewahrsam genommen. Zum Ende der Demonstration posierten die Übriggebliebenen an einem alten Supermarkt. Viele hatten aber keine Ausdauer in ihrem Aktivismus und sind zuvor gegangen.

Fotos:

Quelle: www.flickr.com/photos/141770272@N07/sets/72157691394828730

 


 

Niemand ist vergessen – Dutzende gedenken Dieter Eich am 23. Mai 2018

Quelle: www.youtube.com/watch?v=BQtZaJTDIyc

 


 

„Dieter Eich ist nicht vergessen“ – Gedenkdemo für Neonazi-Opfer in Berlin-Buch

24.05.2018 | 5 Min. | Quelle: Deutschlandfunk

[DOWNLOAD]

Quelle: www.ardmediathek.de/radio/Deutschland-heute-Deutschlandfunk/Dieter-Eich-ist-nicht-vergessen-Gede/Deutschlandfunk/Audio-Podcast?bcastId=21627230&documentId=52655834

 


 

Die Demonstration am Mittwoch in Berlin Buch Foto: Rubyimages/F. Boillo

Todesopfer rechter Gewalt in Berlin
Vorwärts gegen das Vergessen

Die Zahl der Todesopfer rechter Gewalt in Berlin ist nach oben korrigiert. Einer der Fälle: der Mord an Dieter Eich im Stadtteil Buch.

BERLIN taz | Ernst Busch, Bruno Apitz, Georg Groscurth: Die Straßen im Plattenbauviertel von Berlin-Buch tragen die Namen des Widerstands im Dritten Reich und der Opfer des deutschen Faschismus. Für Dieter Eich, der hier in der neunten Etage eines Hochhauses in der Walter-Friedrich-Straße in der Nacht vom 24. auf den 25. Mai 2000 von Neo­nazis ermordet wurde, gibt es keinen Straßennamen, nicht einmal einen Gedenkstein. Dafür in jedem Jahr einen „lebendigen Gedenkort“.

So zumindest sehen es die bis zu hundert DemonstrantInnen, die am Mittwochabend durch den Stadtteil ziehen. Ihr jährliches Gedenken an Eich. Begleitet von dichtem Polizeispalier, beobachtet von einem Dutzend lokaler Neonazis und wiederholt gestört von deren Sprechchören, bewegt sich der Zug durch die verschlungenen Gassen mit den traditionsreichen Namen.

Die vereinzelt aus ihren Fenstern schauenden AnwohnerInnen hören Redebeiträge, die den brutalen Mord schildern. Dieter Eich war in seiner Wohnung von vier Neonazis überfallen und misshandelt worden. Später kehrten sie an den Tatort zurück und töteten Eich mit einem gezielten Messerstich ins Herz und beseitigten Spuren, die auf sie verweisen könnten. Im späteren Prozess waren zwar die Schläge und Tritte gegen das Opfer als rechtsradikal motiviert klassifiziert worden, nicht jedoch der Mord. Der sei lediglich zur Verschleierung der ursprünglichen Tat verübt und somit nicht politisch motiviert gewesen. Dieser Einschätzung folgte auch das Landeskriminalamt und zählte Eich bislang nicht zu den Todesopfern rechter Gewalt.

Das änderte sich Anfang diesen Monats. Auf Grundlage einer neuen Studie der Technischen Universität Berlin werden Dieter Eich und sechs weitere Menschen, die in Berlin durch Neonazis getötet wurden, in der offiziellen Statistik geführt. Statt zwei Toten seit 1990 zählt das Land nun neun. Das ist auch der Erfolg einer Langzeitrecherche des Tagesspiegels, der seit 2000 bundesweit Fälle tödlicher rechtsextremer Gewalt sammelt, genauso wie die Amadeu-Antonio-Stiftung.

Beide lassen auch in anderen Bundesländern die Polizeistatistik sehr unvollständig erscheinen. So werden mit den sieben weiteren Opfern aus Berlin offiziell 83 Tote seit der Wiedervereinigung gezählt, der Tagesspiegel listet insgesamt aber mindestens 150, die Amadeu-Antonio-Stiftung 193. Zuletzt hatten Brandenburg und Sachsen-Anhalt ihre Zahlen nach oben korrigiert.

Täter- und Opferperspektive

Robert Lüdecke von der Stiftung erklärt die Diskrepanz der Zählungen mit dem unterschiedlichen Blick auf die Verbrechen: „Während Justiz und Polizei vor allem auf die Täter schauen und dabei ein recht eingeschränktes Motivspektrum abbilden, ist uns die Opfer­perspektive besonders wichtig. Also, was hat zur Eskalation des Tathergangs beigetragen.“ Das offizielle Täterbild hebt sehr klar auf hochideologisierte Individuen ab. „Aber nicht jede Tat mit zum Beispiel rassistischem Hintergrund wird von organisierten Rechtsradikalen verübt.“ Rassismus oder Ausschluss unerwünschter anderer Gruppen seien bisweilen bis tief in die Mitte der Gesellschaft verankert, aus der heraus es auch zu Gewalt kommen kann und kommt.

Zur Demo im Gedenken an Dieter Eich in Buch steuert auch die Obdachlosenhilfe einen Redebeitrag bei. Sie ist sich sicher: „Das Tatmotiv war Sozialchauvinismus.“ Eich war lange obdachlos gewesen, ganz am Ende der sozialen Leiter. Seine Mörder wollten nach eigenem Bekunden „einen Assi klatschen“. Auch die Obdachlosenhilfe verweist auf Vorbehalte und Aggressionen selbst der bürgerlichen Mitte, die wiederum Gewaltausbrüche wie den gegen Eich auf perfide Weise legitimierten. Die Erwerbsloseninitiative Basta betont den selben Punkt: „Der Hass auf Arme gehört zur Mehrheitsgesellschaft.“

Blumen legen die TeilnehmerInnen der Demonstration am Haus in der Walter-Friedrich-Straße, halten eine Gedenkminute ab. Die Polizeibeamten verhindern hier weitere Störungen durch Neonazis, erst kurz vor Ende des Weges stehen sie auf der Rampe eines lang geschlossenen und verwahrlosten Ramschladens, rufen „Haut ab!“, fotografieren die Demo, die am S-Bahnhof ihren Abschluss findet. Die meisten TeilnehmerInnen fahren zurück in die Innenstadtbezirke.

Robert Lüdecke hofft, dass es gelingt, mit den unabhängigen Dokumentationen über rechte Gewalt zu helfen ein realistisches Bild des Problems zu etablieren, das auch von staatlicher Seite anerkannt wird. Allein dafür, dass für Hinterbliebene die Frage nach dem Warum der Tat beantwortet werden kann, ein ohnehin bestehender Verdacht bestätigt würde, mache die Frage der korrekten Zählung der Todesopfer rechter Gewalt so wichtig. Aber auch Entschädigungsfragen spielten eine Rolle. „Letztlich geht es um eine Wiedergutmachung für das Versagen des Staates beim Schutz seiner Bürger.“

Quelle: www.taz.de/!5505587/

 

Dieter Eich wurde vor 18 Jahren von Neonazis ermordet Foto: Archiv

Berlin Mord an Antifaschisten

Dieter Eich ist nicht vergessen
Antifaschisten gedenken mit Demonstration an einen neonazistischen Mord in Buch im Mai 2000

Von Philip Blees 23.05.2018 Lesedauer: 3 Min.

Eine Zugfahrt in schwarz-weiß. Bedrückende Klaviermusik. Die S-Bahn-Station Buch. »In der Nacht vom 24. zum 25. Mai 2000 wurde Dieter Eich – zu dieser Zeit erwerbslos – von vier Neonazis in seiner eigenen Wohnung in Berlin-Buch ermordet«, sagt eine ruhige Frauenstimme. So beginnt ein Kurzfilm des Bündnisses »Niemand ist vergessen« von 2011. Nun, sieben Jahre später, fordert das Bündnis eine Gedenktafel für den Ermordeten.

Mit einer Demonstration an diesem Mittwoch möchte das Bündnis, welches aus antifaschistischen und linken Gruppen besteht, an das Mordopfer erinnern: »Wir wollen aber auch daran erinnern, dass er aufgrund der rechten Ideologie seiner Mörder sterben musste«, sagt der Bündnissprecher Martin Stein.

Die vier Neonazis, die im gleichen Haus wie Eich wohnten und am Abend dort feierten, brachen zuerst in seine Wohnung ein und verprügelten ihn, als er schlief, verletzten ihn durch Tritte und Schläge schwer. Um die Tat zu verschleiern und zu verhindern, dass Eich sie wiedererkennt, töteten sie ihn später mit einem gezielten Stich ins Herz. Als Motiv gaben die Täter an, dass sie »einen Assi klatschen« wollten.

»Die Täter missachteten den 60-Jährigen als ›unwertes Leben‹«, so Stein. Das sei Teil der neonazistischen Ideologie. So könne man auch den Mord als eine solche Tat einordnen. Bundesweit haben Neonazis laut Recherchen der Wochenzeitung »Zeit« seit der Wende mindestens 28 Morde an Wohnungslosen verübt.

Vom Gericht wurde der rechte Mord allerdings zunächst nicht als solcher bewertet, sondern nur als Tat zur Verschleierung gesehen. Lediglich die schwere Körperverletzung im Vorhinein sei rechtsmotiviert gewesen. Da sich dieses Urteil schuldmindernd auswirkte, wurden die Täter nur zu Haftstrafen von fünf bis 13 Jahren verurteilt.

Jetzt, 18 Jahre später, wird die Polizei den Fall dem Bundkriminalamt melden und damit Dieter Eich als Todesopfer rechter Gewalt anerkennen. »Leider waren dafür erst die Mordserie des NSU und Druck von außen notwendig«, sagt Stein. Die Anerkennung sei auch der Verdienst des Bündnisses, welches schon seit 2010 zu dem Thema arbeitet.

Der Entscheidung der Polizei ging eine Untersuchung von Wissenschaftlern der Technischen Universität (TU) voraus. Die Forscher des Zentrums für Antisemitismusforschung rollten Ende 2015 noch einmal unterschiedliche Fälle, bei denen die Polizei zunächst keine politische Motivation feststellen wollte, neu auf und untersuchten sie nach wissenschaftlichen Methoden. Die Folge: Die Polizei wird sieben Todesopfer nachträglich als Opfer rechter Gewalt anerkennen – einschließlich Dieter Eich.

Dabei war auch die Initiative »Niemand wird vergessen« nicht ganz unbeteiligt. Martin Stein berichtet dem »nd« von einem Austausch mit den Wissenschaftlern. Schon seit Gründung des Bündnisses besteht auch die Forderung nach einer Gedenktafel für Dieter Eich. Diese sei jedoch aufgrund des »tagespolitischen Geschehens« immer wieder in den Hintergrund gerückt. Die Demonstration zum Todestag von Eich wurde zum Teil der Agitation gegen Neonazis in Buch – denn für die Antifaschisten gilt: Erinnern heißt auch kämpfen. Neben den faschistischen Strukturen wurden so auch die flüchtlingsfeindlichen Mobilisierungen im Jahr 2014 und 2015 im Nordosten der Stadt angegangen.

Nun sei allerdings die Zeit, wieder der ursprünglichen Aufgabe des Bündnisses nachzugehen, sagt Stein. Deswegen veranstalte man nun wieder eine Gedenkdemonstration an dem heutigen 23. Mai, welche um 17 Uhr von der S-Bahn-Station Buch bis zum letzten Wohnort des Ermordeten laufen wird. Dabei erwartet das Bündnis rund 150 Teilnehmer. Die Aufgabe für die Antifaschisten bleibt in ihren Augen gleich: Sie wollen gedenken und mahnen. Denn, so heißt es schon im Film des Bündnisses von 2011 am Ende: »Derlei Taten dürfen sich nicht wiederholen.«

Quelle: www.neues-deutschland.de/artikel/1088896.mord-an-antifaschisten-dieter-eich-ist-nicht-vergessen.html

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