Dieter Eich: Späte Anerkennung für einen rechten Mord
Vor 18 Jahren ermordeten vier Neonazis den Erwerbslosen Dieter Eich in Berlin-Buch, nachdem sie beschlossen hatten „einen Assi zu klatschen“. Die Tat wurde erst vor Kurzem von den Behörden (1) als rechts motiviert anerkannt.
In den vergangenen Jahren hat eine kontinuierliche Kampagne von Berliner Antifa-Gruppen, die maßgeblich von den North-East Antifascists [NEA] ins Leben gerufen wurde, das Gedenken an Dieter Eich aufrecht erhalten und die Hintergründe des Mordes an die Öffentlichkeit getragen.
Bereits 2014, als Left Report noch in den Kinderschuhen steckte, veröffentlichten wir, die North-East Antifascists und Friends ein Video, in dem die damalige Demonstration dokumentiert und Hintergründe der Tat und sozialchauvinistische Tendenzen in der Gesellschaft beleuchtet wurden.
In der Nacht des 23.05.2000 wollten vier aus dem Nazi-Spektrum stammende Männer „einen Assi klatschen“ und schlugen daraufhin den 60-jährigen Dieter Eich zusammen, der im selben Aufgang ihres Wohnhauses in Berlin-Buch wohnte. Später kehrten sie in seine Wohnung zurück und erstachen ihn, um den einzigen Zeugen ihrer vorangegangenen Gewalttat aus dem Weg zu räumen.
Das Motiv für den Mord war das menschenverachtende Weltbild der Neonazis, nach dem sie Dieter Eich als erwerbslosen und alkoholkranken Mann als „unwertes Leben“ betrachteten.
Die Täter wurden zwar gefasst und verurteilt, allerdings leugneten die Behörden die rechte Motivation über viele Jahre hinweg.
Ein Bündnis aus linken und antifaschistischen Gruppen jedoch sorgte durch seine fortwährende Gedenkarbeit, insbesondere durch jährliche Demonstrationen und Kundgebungen, dafür, dass Dieter Eich nicht vergessen wurde und die rechte Gesinnung seiner Mörder wiederholt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht wurde.
Nachdem eine Forscher*innengruppe der TU Berlin den Fall erneut untersucht und eindeutig als rechten Mord eingestuft hatte, konnte auch die Berliner Polizei nicht mehr umhin, der Einschätzung zu folgen und setzte den Mord an Dieter Eich auf die mittlerweile neun Fälle zählende Liste der Todesopfer von Neonazis in Berlin seit 1990, die als solche von den Behörden anerkannt wurden.
Auch 2018 soll in Berlin-Buch wieder eine Demonstration im Gedenken an Dieter Eich und gegen Sozialchauvinismus und menschenverachtende Ideologien stattfinden. Die Veranstalter*innen fordern unter anderem einen Gedenkstein für Dieter Eich, um einen Ort des würdevollen Erinnerns und der Trauer zu schaffen.
Wir rufen dazu auf, sich am 23.05.2018 an der Demonstration zu beteiligen und zu zeigen, dass kein Opfer rechter Gewalt vergessen wird!
Es gibt kein unwertes Leben!
Antifa-Demo:
Mi, 23.05.2018 | 17:00 Uhr | S-Bahnhof Buch (Pankow)
(1) – Tagesspiegel: Die Liste der Todesopfer rechter Gewalt wird länger