AfD-Veranstaltung in Schöneberg wurde zum Reinfall
Für den 17. August 2017 hatte die AfD-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses zu einem “Bürgerdialog” mit den AGH-Mitgliedern Marc Vallendar und Harald Laatsch in den “Seminarraum Bülowbogen” geladen. Thema der Veranstaltung lautete “Zwischen Zwangsprostitution und Wohngegend” und ließ die Kerbe erahnen, in die die AfD bei ihrer Veranstaltung schlagen würde – schließlich gehört es zu ihrem Geschäftsmodell die Betroffenen sozialer Konflikte gegeneinander aufzuhetzen. Weil dies nicht hinnehmbar ist, wurde sich entschieden ab Beginn der Woche gegen das Treffen zu mobilisieren.
Vor allem über Mailinglisten, Rund-SMS und Indymedia Linksunten verbreitete sich der Aufruf rasch in unterschiedliche Kreise in Schöneberg und im Rest Berlins. Am Dienstag hatte die Kampagne „Kein Raum der AfD!“ in der Nachbarschaft eine Flyerverteilaktion organisiert, die gut angenommen wurde und beinahe ausschließlich positive Resonanz erbrachte. So erschienen am Donnerstag den 17. August über 50 Menschen an der Bülowstraße, um gegen den rechten Spuk zu protestieren.
Das Bild, das sich vor dem Veranstaltungsraum bot, war jedoch nicht das von händeschüttelnden AfD-Mitgliedern, die sich zum gemeinsamen Stelldichein treffen (denn in Schöneberg kommen eher weniger “Bürger” zu einem AfD-“Bürgerdialog”). Stattdessen konnte man Vallendar und Laatsch dabei zuschauen, wie sie im Polizeikäfig einen akustisch unverständlichen Videoblog für die AfD-eigene Facebook und Twitter-Bubble einsprachen. Der Seminarraum hatte die Rolläden unten und wurde an diesem Tag nicht mehr für die Veranstaltung genutzt. Der Grund dafür war eine militante Intervention gegen die Räumlichkieten wenige Tage zuvor (Erklärung vom 15. August 2017), die den Betreiber vom “Seminarraum Bülowbogen” zur Absage bewegte – Dafür vielen Dank! Dieses Zusammenspiel der Aktionsformen ist wichtig und richtig um Erfolge zu erzielen, nicht nur im Kampf gegen die AfD, sondern in all unseren Kämpfen.
Die kurzzeitige Überlegung, die Kundgebung abzusagen, wurde aus verschiedenen Gründen verworfen. Die Werbung für die Kundgebung ging wie oben erwähnt über viele Kanäle, sodass eine Absage die Menschen die letzten Endes gekommen sind, nicht alle erreicht hätte. Dies trifft vor allem auf spontane Besucher*innen zu und Menschen, die nicht an die überschaubare Szene organisierter Antifas angebunden sind, wie die Sexarbeiter*innen, die einen nicht unwesentlichen Teil der Protestierenden ausmachten.
Zudem hatte die AfD mit der frühzeitigen Lancierung der Veranstaltungsabsage auch beabsichtigt das Stattfinden der Kundgebung zu unterbinden. Hätten wir das getan, dann wäre der improvisierte Pressetermin vor dem Veranstaltungsort protestfrei verlaufen und wir hätten das Zusammenkommen unterschiedlicher Protestspektren selbst unterbunden. So aber konnten wir eine Kundgebung durchführen, auf der Sexworker*innen mit Redebeiträgen gegen deren Stigmatisierung und für ihre sexuelle Selbstbestimmung Position beziehen konnten. Diese Kundgebung zeigt auch einmal mehr auf, wie wichtig es ist, dass Kämpfe gemeinsam und in gegenseitiger Unterstützung und Solidarität geführt werden.
Zudem wurde in einem Redebeitrag die tödliche Konsequenz rechter Propaganda, am Beispiel des Mordanschlages auf die 31 jährige Antifaschistin in Heather Heyer im us-amerkikanischen Charlottesville hervorgehoben, ebenso wie die Wichtigkeit der AfD und anderen Rechten ihre Räume und Plattformen zu nehmen. Alles in allem werten wir die Kundgebung inhaltlich, als auch von der Beteiligung her als Erfolg. Dass die AfD laut eigener Aussage ihre Veranstaltung am selben Tag ins Abgeordnetenhaus verlegt wurde, sorgte auch bei den Kundgebungsteilnehmer*innen für dass ein oder andere Grinsen. Sollten sie die Veranstaltung doch noch durch geführt haben, wird sich an diesem Tag wohl kaum jemand dorthin verirrt haben.
Kein Raum der AfD!
Keine Stigmatisierung von Sexarbeiter*innen!