«

»

Liberationweeks 2016 – Never again! – Gegen Faschismus und Sozialchauvinismus

liberation2016_bannerLiberationweeks 2016
Never again! – Gegen Faschismus und Sozialchauvinismus

Veranstaltungsreihe anlässlich der Befreiung Nord-Ost-Berlins

Veranstalter*innen: North-East Antifascists [NEA], VVN-BdA Weißensee-Hohenschönhausen, VVN-BdA Pankow & VVN-BdA Prenzlauer Berg

Material: [Aufruf Liberationweeks 2016] | [Plakat Termine] | [Banner Twitter] | [Flyer Demo Buch] [PM VVN-BdA Buch] | [Plakat 8. Mai Buch] [Aufruf 8. Mai Buch]

Termine:

Veranstaltung: Das Archiv des Jüdischen Museums Berlin stellt sich und seine Arbeit vor
Mi, 20.04.2016 | 14:00 Uhr | Begegnungsstätte Grellstraße (Grellstraße 14 / Prenzlauer Berg)
Veranstalter*innen: VVN-BdA Prenzlauer Berg

Befreiungskundgebung & Gedenkspaziergang zur Woelckpromenade zur Gedenktafel von Wieland Herzfelde
Fr, 22.04.2016 | 18:00 Uhr | Antifaschistsiches Mahnmal am Weißen See (Weißensee)
Veranstalter*innen: North-East Antifascists [NEA] & VVN-BdA Weißensee-Hohenschönhausen

Lesung & Gespräch mit Emmi Wolf: Konrad-Wolf-Tagebücher
Sa, 23.04.2016 | 10:00 Uhr | Schloss Hohenschönhausen (Hauptstraße 44 / Hohenschönhausen)
Veranstalter*innen: VVN-BdA Weißensee-Hohenschönhausen

Fahrrad-Tour: Antifaschistischer Widerstand im Prenzlauer Berg
So, 24.04.2016 | 14:00 Uhr | S/U-Bahnhof Schönhauser Allee (Prenzlauer Berg)
Veranstalter*innen: North-East Antifascists [NEA]

Info-Veranstaltung: Die „Aktion T4“ und die Bedeutung des Krankenhaus Buch
Di, 03.05.2016 | 19:00 Uhr | WB13 (Am Berl 13 / Hohenschönhausen)
Veranstalter*innen: North-East Antifascists [NEA] & WB13

Gedenkstättenfahrt nach Brandenburg/Havel
Fr, 06.05.2016 | 09:00 Uhr | Alexanderplatz (Mitte)
Veranstalter*innen: VVN-BdA Weißensee-Hohenschönhausen, WB13 & North-East Antifascists [NEA]
Anmeldung: brandenburg2016@riseup.net AUSGEBUCHT!

Antifa-Demo gegen NPD-Kundgebung in Pankow-Buch: „Erinnern heißt kämpfen!“
So, 08.05.2016 | 09:00 Uhr | S-Bahnhof Buch (Pankow)
Veranstaler*innen: North-East Antifascists [NEA] & Berlin OutBack Antifa [BOBA]

Öffentliche Ehrung auf dem Ostseeplatz zum 71. Jahrestag der Befreiung
So, 08.05.2016 | 11:00 Uhr | Ehrenmal am Ostseeplatz (Prenzlauer Berg)
Veranstalter*innen: VVN-BdA Prenzlauer Berg

Befreiungskundgebung in Pankow-Buch
So, 08.05.2016 | 13:30 Uhr | S-Bahnhof Buch (Pankow)
Veranstalter*innen: Netzwerk für Demokratie und Respekt Buch-Karow
Material: [Plakat] [Aufruf]

Info-Veranstaltung: Die „Aktion T4“ und die Bedeutung des Krankenhaus Buch
Mi, 11.05.2016 | 19:00 Uhr | Bucher Bürgerhaus (Franz-Schmidt-Straße 8 / Pankow)
Veranstalter*innen: North-East Antifascists [NEA], Netzwerk für Demokratie und Respekt Buch-Karow & Gemeinsam gegen Rassismus – Pankow FÄLLT LEIDER AUS!

Veranstaltung: Günter Drommer stellt die Kriegstagebücher von Konrad Wolf vor
Mi, 18.05.2016 | 14:00 Uhr | Begegnungsstätte Grellstraße (Grellstraße 14 / Prenzlauer Berg)
Veranstalter*innen: VVN-BdA Prenzlauer Berg

Straßenehrung zum 130. Geburtstag von Heinrich Preuß
Mo, 23.05.2016 | 18:00 Uhr | Stargarder Straße 13 (Prenzlauer Berg)
Veranstalter*innen: VVN-BdA Prenzlauer Berg

Aufruf & Ankündigungstexte:

Aufruf:

Never again! – Gegen Faschismus und Sozialchauvinismus
Gedenken an die Befreiung Nord-Ost-Berlins

Vom 21. bis zum 24. April 1945 ereigneten sich im Berliner Nord-Osten die ersten Gefechte zwischen der Roten Armee und den verbliebenen nationalsozialistischen Truppen. Die Einnahme der Berliner Außenbezirke war ein wichtiger Schritt für die Niederringung der Nazis und deren »Reichshauptstadt«. Darum erinnern Antifaschist*innen immer im April und Mai der Befreiung von Weißensee, Prenzlauer Berg, Pankow und Hohenschönhausen.

Die brennenden Geflüchtetenunterkünfte 2015 und die Wahlergebnisse der AfD 2016 belegen, dass der rechte Ungeist auch 71 Jahre nach 1945 noch lange nicht tot ist. Gänzlich ungeniert ergeht sich der Mob in Gewaltphantasien und fachsimpelt in den Facebook-Kommentarspalten über Erschießen und Erhängung. Auch die ewige Mär von »nützlichen« und »unnützen Menschen« ist keine Erfindung der AfD, sondern hat ihre historischen Vorläufer bereits vor und im Nationalsozialismus. Jene Entwicklungen fordern geradezu einen Abgleich zwischen den Argumentationen (historischer) Nazis und der »besorgten Bürger*innen«. Antifaschistisches Gedenken ist von daher nicht statisch, es macht das Vergangene vielmehr begreifbar und nachvollziehbar, um das Heute kritisch zu hinterfragen.

Von Dresden bis in die Berliner Randbezirke

Die Wirkung der rassistischen Aufmärsche, bei denen sich Montag für Montag tausende in Dresdens Innenstadt versammeln, blieb auch in Berlin nicht unbemerkt. Ab Herbst 2014 kam es wöchentlich zu Aufmärschen in den Randbezirken der Hauptstadt. Dank Gegenprotest und innerer Zerfallserscheinungen konnten die Aufmärsche als regelmäßige Events zumindest eingeschränkt werden. Im Bezirken wie Pankow oder Hohenschönhausen sind es vor allem klassische Nazistrukturen wie die NPD, die von der gegenwärtigen Hetze gegen Geflüchtete profitieren. Während die Aufzüge kaum Zuwachs verzeichnen konnten, gelang es der NPD dennoch mit diesen Aktionen die Stimmung gegen Geflüchtete in den Vierteln weiter zu schüren. Die vermeintliche Vergewaltigung eines deutsch-russischen Mädchens im Frühjahr 2016, welche später durch das Mädchen dementiert wurde, nutzte die Nazipartei für ihre Hetze. Mehrmals griffen Männer aus der deutsch-russischen Community das Geflüchtetenlager in Falkenberg an, wobei sie u.a. das Wachhäuschen mit Hämmern einschlugen. Die NPD-Tarnorganisation BIKAC (»Bürgerinitiative Kein Asylanten-Containerdorf in Falkenberg«) fungierte hier als Stichwortgeber. Sie rückte die Unterkunft als Ausgangsort der vermeintlichen Tat in den Mittelpunkt und lobte die Angreifer: »Wenigstens ein europäisches Volk, das nicht alles kommentarlos hinnimmt. «. Diese Anbiederung scheint absurd, bedenkt mensch, dass die NSDAP stets vom »slawischen Untermenschentum« sprach, wenn sie Russland meinte.
Im Pankower Norden gelang der NPD über das Thema »Asyl« eine politische Verankerung und der Aufbau einer rechten Hegemonie. In Karow und Buch organisiert die lokale NPD regelmäßig kleinere Kundgebungen gegen Geflüchtetenunterkünfte, in Blankenburg wiederum verteilte die NPD Pfefferspray an Anwohner*innen, mit der Aufforderung es gegen Roma einzusetzen. Die seit nunmehr zwei Jahren andauernde Hetzkampagne der Bucher Nazis blieb nicht folgenlos. Der Bauzaun der Bucher Unterkunft sowie deren Wachpersonal wurden mehrmals angegriffen, Vertreter*innen anderer Parteien wurden bedroht und gegen Geflüchtete wurde ein Bedrohungsszenario aufgebaut.
Aus diesen Gründen wollen wir dieses Jahr einen Schwerpunkt der »Liberationweeks« auf Berlin-Buch legen. Denn Buch gehört aktuell nicht nur zu den Berliner Nazi-Hotspots, sondern hat auch einen lange braune Geschichte, deren genauere Betrachtung lohnenswert ist.

»Aktion T4«

In Pankow-Buch existierten in den 1930er Jahren die größten Krankenhäuser und Heilstätten Europas, welche besonders für ihre Hirnforschung und die Genetik bekannt waren. Diese Krankenhäuser wurden zu einem nicht unwesentlichen Bestandteil in der Ermordung von Menschen, die durch die Nazis als »nicht lebenswert« stigmatisiert wurden.
Adolf Hitlers formloser Befehl (1. September 1939) ermächtigte den Reichsleiter Philipp Bouhler und den Arzt Dr. med. Karl Brandt zur »planwirtschaftlichen Erfassung« aller Heil- und Pflegeanstaltspatient*innen, um deren Tötung zu veranlassen. Zwischen Januar 1940 und August 1941 ermordeten die Nazis und deren Krankenwesen rund 70.000 Menschen auf Grund von »Schwachsinn« oder »Behinderung«. Neben rassenhygienischen Vorstellungen der Eugenik sind kriegswirtschaftliche Erwägungen während des Zweiten Weltkrieges zur Begründung herangezogen worden. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die Massenermordungen unter der euphemistischen Bezeichnung »Euthanasie« (übersetzt »der gute Tod«) vollzogen. Die Aktion wurde als »Vernichtung lebensunwerten Lebens«, »NS-Krankenmorde« bekannt. Namensgebend für das in der Nachkriegszeit mittlerweile gebräuchliche Kürzel Aktion T4 war die Bürozentrale für die Leitung der Ermordung behinderter Menschen im gesamten Deutschen Reich, in der Tiergartenstraße 4 in Berlin-Mitte. Die für »T4« zuständige Behörde war zudem mit dem Einsatz und der Bezahlung der ersten KZ-Kommandanten in Belzec, Sobibor und Treblinka betraut.

Tötungsanstalten in Berlin-Buch

Bereits 1933 wurden in den Bucher Krankenhäusern über 100 Ärzt*innen, Angestellte und Arbeiter*innen aus politischen und »rassischen« Gründen aus dem Krankenhausdienst entlassen. Ein erster Schritt zur Ermöglichung der Morde auch in Pankow-Buch. Denn obwohl der Krankenhauskomplex nicht als Tötungsanstalt angesehen werden kann, wurden auch von hier ab März 1940 Menschen in eben jene »verlegt«, hauptsächlich nach Bernburg und Brandenburg an der Havel. Insgesamt soll diese Aktion 3.000 Menschen betroffen haben. Die Sterbezahlen im Krankenhaus Buch selbst stiegen ebenfalls an. So erhöhten sich diese von 1621 Todesfällen im Jahr 1933 auf 5695 im Jahr 1942 – der Hochphase der »Aktion T4«. Der Großteil der Patient*innen wurde durch Mangelernährung, Vernachlässigung und das Spritzen überdosierter Schlafmittel getötet. Auch in Buch gab es den Versuch, die »Aktion T4« geheim zu halten, jedoch geht die Lokalhistorikerin Rosemarie Rosemarie Pumb davon aus, dass mindestens 1.000 Bucher*innen gewusst haben müssen, was hier geschah. Auch sie selbst hatte in ihrer Kindheit mitbekommen, dass etwas nicht stimmte: »Mit elf Jahren lag ich einmal selbst einige Wochen im Krankenhaus. In meinem Zimmer war ein kleiner, schwerbehinderter Junge, Iddi. Sein Bett war oft mit Tüchern verhangen, aber er zog sie immer wieder weg. Eines Tages sagten die Schwestern: Ach, es hat ja keinen Zweck, die Chefin bekommt es ja eh mit. Das beunruhigte mich, obwohl ich es damals nicht ganz verstand. Vermutlich hat Iddi den Krieg nicht überlebt.« schreibt sie in ihrem Buch »Ein Ort schweigt«.

Vererbungslehre und Nützlichkeitsdenken

Während die ersten Morde hauptsächliche Menschen mit so genannter Behinderung betrafen, wurde der Personenkreis in der zweiten Phase der »Aktion T4« (1940) auf Arbeitslose, Tuberkulosekranke, Arbeitsunwillige, und Wohnungslose ausgeweitet. Damit sollten der faschistischen Vernichtungsmaschinerie weitere 130.000 Menschen zum Opfer fallen. Jene Opfergruppe fassten die Nazis unter dem Überbegriff »Asoziale« zusammen. Sie mussten in den Vernichtungslagern den »schwarzen Winkel« tragen und wurden zum Großteil zwangssterilisiert, da die Nazis und die von ihnen protegierte Eugenik-Forschung davon ausgingen, dass z.B. der Lebenswandel von Wohnungslosen vererbbar sei. 400.000 Menschen waren davon betroffen.
Jene Ansätze von NS-Vererbungslehre finden auch heute ihre Wiedergänger – in Personen wie Thilo Sarrazin oder Heinz Buschkowsky. Deren als wissenschaftlich verpackte Polemik gegen Erwerbslose geht von vererbbarer »Dummheit« aus und nicht davon, dass Menschen sich entsprechend ihrer Umstände entwickeln. Sarrazin und Co. würden bei der Sterilisation von Erwerbslosen sicher gern selbst Hand anlegen, um deren Zeugungsfähigkeit einzuschränken. Da das aber nicht so einfach geht, begnügen sich die politischen Sprecher*innen des deutschen Sozialchauvinismus bisweilen mit Appellen für mehr Eliteförderung. Akademiker-Eltern sollen demnach durch staatliche Zuschüsse in ihrem Entschluss fürs Kinderkriegen bestärkt werden. Nur so könne dem Anwachsen einer »unnützen« »Unterklasse« entgegengewirkt werden. Die bereits von einigen Konservativen vorgetragene Forderung findet sich auch bei der AfD wieder. So fordert die Partei die Förderung von Kindern aus Besserverdienerfamilien und die Absenkung der Hartz 4-Sätze. Erwerbslose sollen somit, ganz im Sinne der bestehenden Regierungsdoktrin, aus der »Sozialen Hängematte« gescheucht werden. Denn wer nicht arbeitet, der*die habe auch kein Anrecht auf ein würdiges Leben.

Heraus zu den Liberationweeks 2016!

Die systematische Ermordung »unwerten Lebens« wurde bis zur bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und dem Untergang des »Dritten Reichs« ausgeübt. Uns ist bewusst, dass mit der der Befreiung von deutschen Faschismus nicht das Paradies auf Erden kam. Viele Menschen, die zu NS-Zeiten mit dem Stigma »asozial« oder »schwachsinnig« belegt waren, erlebten auch nach der Zerschlagung Nazi-Deutschlands weiterhin Diskriminierung. Dennoch bedeutete die Befreiung das Ende des millionenfachen Mordens und schaffte die Voraussetzungen für einen menschenwürdigen Umgang mit denen, die nicht »leistungsstark« genug für den Arbeitsprozess sind oder sich diesem bewusst entziehen. Abgeschlossen wäre die Befreiung jedoch erst, wenn jedwede Form von Unterdrückung beendet wäre. Weil dem (noch) nicht so ist, gilt es zu erinnern und immer weiter zu kämpfen.
Beteiligt euch an den »Liberationweeks 2016«. Beteiligt euch an der Fahrradtour in Prenzlauer Berg und an den Gedenkveranstaltungen für den antifaschistischen Widerstand. Kommt zu den Aktionen in Buch und fahrt mit uns nach Brandenburg an der Havel, um den Opfern der »Aktion T4« zu gedenken. Kommt zur Gedenkdemonstration für Dieter Eich Ende Mai in Buch – denn auch diese Ermordung eines Erwerbslosen durch Neonazis aus der jüngsten Geschichte zeigt, dass faschistische Ideologie letzten Endes immer im Mord endet.

Veranstalter*innen: North-East Antifascists [NEA], VVN-BdA Weißensee-Hohenschönhausen, VVN-BdA Pankow & VVN-BdA Prenzlauer Berg

 


 

Ankündigungstexte:

Lesung & Gespräch mit Emmi Wolf: Konrad-Wolf-Tagebücher

Sa, 23.04.2016 | 10:00 Uhr | Schloss Hohenschönhausen (Hauptstraße 44 / Hohenschönhausen)
Veranstalter*innen: VVN-BdA Weißensee-Hohenschönhausen

„Aber ich sah ja selbst, das war der Krieg“Lesung und Gespräch

Der Filmregisseur Konrad Wolf (1925-1982), nach dem seit 1985 in Hohen-schönhausen eine Straße benannt ist, hat ein außergewöhnliches Dokument hinterlassen: sein Kriegstagebuch in russischer Sprache. Es liegt nun in deutscher Übersetzung vor, vervollständigt durch Briefe aus den Jahren 1942 – 1945.

In Erinnerung an den faschistischen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941, an die unermesslichen Opfer der Völker der Sowjetunion in jenem Krieg und an die Befreiung im Frühjahr des Jahres 1945 lesen wir aus dem Kriegstagebuch und aus Briefen Konrad Wolfs und sprechen mit Dr. Emmi Wolf über diese Zeit.

Konrad Wolf ist der Sohn des jüdischen Arztes und kommunistischen Schriftstellers Friedrich Wolf. 1933 emigrierte die Familie über die Schweiz und Frankreich nach Moskau. Er besuchte dort die deutsche Karl-Liebknecht-Schule und erwarb die sowjetische Staatsangehörigkeit. Mit siebzehn trat er in die Rote Armee ein und gehörte 1945 als Neunzehnjähriger zu den Truppen, die Berlin einnahmen. Für kurze Zeit war er im April 1945 der erste sowjetische Stadtkommandant von Bernau bei Berlin. Sein älterer Bruder Markus besuchte die Hochschule für Flugzeugbau in Moskau, anschließend die Parteischule des Exekutivkomitees der Komintern, wo er sich in die Tochter Emmi des 1933 ermordeten KPD-Reichstagsabgeordneten Franz Stenzer (1900–1933) verliebte und die er 1944 heiratete. Emmi hat in den Reihen der Roten Armee als Soldatin und Offizierin gegen den Hitler-Faschismus gekämpft. Nach dem Krieg hat sie Literaturwissenschaften studiert und war langjährige Leiterin des Friedrich-Wolf-Archivs in der Akademie der Künste.


Info-Veranstaltung: Die „Aktion T4“ und die Bedeutung des Krankenhaus Buch
Di, 03.05.2016 | 19:00 Uhr | WB13 (Am Berl 13 / Hohenschönhausen)
Veranstalter*innen: North-East Antifascists [NEA] & WB13

Im Mai des Jahres 2000 wurde der erwerbslose Dieter Eich in seiner Wohnung in Pankow-Buch von Neonazis aus sozialdarwinistischen Gründen ermordet. Die Motive dieses Mordes stehen eng in Verbindung zu den „Euthanasie“ Morden der Nationalsozialisten: Während des “Euthanasie”-Programms starben im Krankenhaus Buch in den Jahren 1942/43 fast 10.000 Menschen. Welches Motiv hatten die Täter?

Ein formloser Befehl, rückdatiert auf den 1. September 1939, von Adolf Hitler ermächtigte damals den Reichsleiter Philipp Bouhler und den Arzt Dr. med. Karl Brandt zur Erfassung von fast 70.000 Menschen, welche als lebensunwert markiert wurden. Dies sollte den Beginn einer systematischen Ermordung und Zwangssterilisationen von 600.000 Menschen darstellen. Menschen mit Behinderungen, so genannte “Asoziale”, arbeitsunfähige Menschen, Prostituierte und wohnungslose Menschen wurden zu unwertem Leben verklärt.

Fälschlicherweise als “Euthanasie”-Programm bekannt geworden und unter dem Namen “Aktion T4” und “Aktion 14 f 13” begann diese “Behörde” ihre Arbeit und allein in den sechs großen Tötungsanstalten (u.a. Bernburg, Hadamar, Sonnenstein in Pirna) wurden zwischen Januar 1940 und August 1941 70.000 Menschen ermordet. Legitimiert durch eine Erweiterung der Gesetzgebung wurden bis Kriegsende weitere 130.000 Menschen direkt und indirekt getötet und weitere 400.000 zwangssterilisiert. Doch nicht nur in den großen Tötungsanstalten fanden diese Morde statt, auch kleinere Krankenhäuser und viele externe Ärzt*innen beteiligten sich direkt und indirekt an diesen Taten. So wurden mehr als 3.000 Menschen allein aus Buch in die Tötungsanstalten “verlegt” und die Anzahl der Toten stieg von 1621 im Jahr 1933 kontinuierlich auf 5695 im Jahr 1942, der Hochphase der “Aktion T4”, an.

Welche Diskriminierungsformen ermöglichten einen solchen Massenmord? Wie wird mit der Zeit konkret in Buch und insbesondere im Krankenhaus Buch umgegangen und welche Formen des Gedenkens gibt es? Was bedeuten diese Ereignisse und Menschenbilder auch für die heutige Zeit? Diesen Fragen möchten wir bei der Veranstaltung nachgehen und für ein aktives Gedenken einstehen, damit sich solche Taten niemals wiederholen.


Gedenkstättenfahrt nach Brandenburg/Havel
Fr, 06.05.2016 | 09:00 Uhr | Alexanderplatz (Mitte)
Veranstalter*innen: VVN-BdA Weißensee-Hohenschönhausen, WB13 & North-East Antifascists [NEA]
Anmeldung: brandenburg2016@riseup.net

Gedenkstätten-Tagesfahrt nach Brandenburg (Havel)
Besuch der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie*-Morde und der Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden

Im Oktober 2014 haben 40 Menschen aus Weißensee und Hohenschönhausen das ehemalige Frauen KZ Ravensbrück bei Fürstenberg (Havel) besucht. Am 6.Mai werden wir nun erneut eine Gedenkstättenfahrt durchführen. Dieses Jahr fahren wir per Bus nach Brandenburg (Havel) und besuchen zwei Gedenkstätten, die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde und die Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden. Wir werden an je einer Führung teilnehmen und genug Zeit haben um uns die Ausstellungen anschauen zu können. Bereits auf der Busfahrt wird ein*e Aktivist*in von ihrer*seiner gedenkpolitischen Arbeit zum Themengebiet der sogenannten „Euthanasie“ Morde berichten. Im Anschluss an den Besuch der Gedenkstätten werden wir voraussichtlich ein kurzes Gedenkmeeting mit Antifaschist*innen aus Brandenburg abhalten um an die Opfer des Nationalsozialismus, aber auch an die Opfer rechter Gewalt seit 1990 zu gedenken, beispielsweise dem alternativen Jugendlichen Sven Beuter, welcher am 20. Februar 1996 von einem Neonazi in Brandenburg (Havel) ermordet wurde.

Hinfahrt: Treffpunkt ist um 09:00 Uhr am Busparkplatz des Park Inn Hotels auf dem Alexanderplatz. Die Abfahrt ist um 09:30 Uhr. Wir fahren ca. 90 min.

Rückfahrt: Ankunft am Alexanderplatz spätestens um 18:00 Uhr

Kosten: Die Karten für den Bus sind gegen eine Spende erhältlich. Die Gedenkstättenfahrt wird gefördert, daher entste hen euch keine weiteren Kosten. Wichtig!: Bringt euch genug Essen und Trinken mit. Denkt an euren Personalausweis. Die Gedenkräume der Gedenkstätte Brandenburg-Görden befinden sich innerhalb der heutigen Justizvollzugsanstalt.

* Der systematische Massenmord an Menschen mit Behinderung wurde von den Nationalsozialisten beschönigend „Euthanasie“ genannt. „Euthanasie“ bedeutet übersetzt der schöne Tod.

Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde
Die Tötungsanstalt Brandenburg war eine von sechs Mordstätten der sogenannten “Aktion T4”, der ersten, zentral gesteuerten Phase des Krankenmords 1940/41, der über 70.000 psychisch Kranke und Behinderte im Deutschen Reich zum Opfer fielen. Im Mittelpunkt der rund 120 m² umfassenden Dauerausstellung stehen die Bedeutung der Euthanasie-Mordanstalt Brandenburg als Ort einer ersten “Probevergasung” im Januar 1940 sowie als Ort des systematischen Massenmordes an jüdischen Anstaltspatienten, die mehr als zehn Prozent der Opfer ausmachen. Außerdem thematisiert die Ausstellung die direkte Verbindungslinie, die von der Tötungsanstalt in Brandenburg zum Massenmord an den europäischen Juden führt. Neben dem historischen Kontext bringt die Ausstellung vor allem auch die in der Tötungsanstalt Brandenburg ermordeten Menschen in den Blick. Zum einen wird ein Gedenkbuch mit den Namen von 8.237 identifizierten Opfern präsentiert. Zum anderen werden anhand von Fotos und Dokumenten aus dem Besitz der Familien rund 30 Biografien von Ermordeten nachgezeichnet.
Quelle: www.stiftung-bg.de/doku/neues/neues_m1.htm

Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden
Die Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden erinnert an die Opfer der NS-Justiz, die im Zuchthaus Brandenburg inhaftiert waren, insbesondere an die rund 2.000 Menschen aus dem Deutschen Reich und zahlreichen europäischen Ländern, die in Brandenburg hingerichtet wurden. Die 1964 eingerichteten Gedenkräume befinden sich innerhalb der heutigen Justizvollzugsanstalt. Im authentischen Hinrichtungsraum ist ein Fallbeil zu sehen. In einem Vorraum informiert eine kleine Ausstellung über die Geschichte des Zuchthauses und stellt exemplarische Biografien von Hinrichtungsopfern vor. Die Gedenkstätte betreut die Gedenkräume, pflegt und erweitert das Archiv und die Sammlungen und führt Führungen und pädagogische Projekte durch.
Quelle: www.stiftung-bg.de/doku/neues/neues_m2.htm


liberation2016_8mai_buch_plakatBefreiungskundgebung in Pankow-Buch
So, 08.05.2016 | 13:30 Uhr | S-Bahnhof Buch (Pankow)
Veranstalter*innen: Netzwerk für Demokratie und Respekt Buch-Karow
Material: [Plakat] [Aufruf]

8. Mai 2016
71. Jahrestag der Befreiung

Liebe Bürger*innen aus Pankow-Buch,
am 8. Mai jährt sich die Befreiung vom Faschismus zum 71. Mal. Daran möchten wir auch dieses Jahr mit einem würdigen Gedenken am sowjetischen Ehrenmal erinnern. Dazu sind Sie herzlich eingeladen.

Gemeinsam wollen wir an diesem Tag all derer gedenken, die für diesen historischen Tag alles gegeben haben und ihr Leben dafür opfern mussten, um dem sinnlosen Morden ein Ende zu bereiten. Ihnen fühlen wir uns bis heute verpflichtet und möchten ihnen danken.

Leider sind die Stadtteile Buch und Karow bis heute Schwerpunkte von Aktivitäten der Neonazis und der NPD. Nachdem bekannt wurde, dass auch in diesen Stadtteilen Sammelunterkünfte für Geflüchtete errichtet werden bzw. es zur Unterbringung von Geflüchteten in einer Turnhalle kam, versuchte eben jene neofaschistische Partei, die Nachbarschaft aufzuhetzen. Wie es schon während des deutschen Faschismus üblich war, versucht heute die NPD, die Bewohner*innen von Buch & Karow in “deutsch” und “nicht-deutsch” anhand von rassistischen Zuschreibungen zu spalten und hat ebenfalls einen vermeintlichen “Sündenbock” für alle Schwierigkeiten ausgemacht. Dafür müssen die Geflüchteten herhalten, obwohl diese nichts verbrochen haben, außer vor Krieg und Mord zu fliehen. Im Jahr 2013 schändete eine Gruppe Neonazis das Sowjetisches Ehrenmal in Buch.

Zeitgleich erleben wir zur Zeit in ganz Europa einen Rechtsruck. Auch Parteien wie die AfD werden in diesem Sommer versuchen, hier Fuß zu fassen. Sie stehen nicht für einen sozialen Wandel, der allen Menschen zu Gute kommt, sondern für einen radikalen Kahlschlag im sozialen Bereich. Es wird keinem mit dieser Partei besser gehen, auch wenn sie versucht, es so aussehen zu lassen.
Die Rhetorik der Bundesregierung bei internationalen Konflikten, die es heute zur Genüge gibt, wird ebenfalls immer aggressiver. Kriege sind noch lange nicht gebannt, und wir müssen dazu immer wieder entschieden “Nein!” sagen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass der deutsche Faschismus Krieg und Verderben über Europa und die Welt gebracht hat. Über 13 Millionen sowjetische Kämpfer*innen starben bei seiner Bekämpfung. Der 8. Mai ist für uns Ansporn, für lebendige Demokratie und ein respektvolles Miteinander einzutreten.

Erinnern möchten wir an die bekannte Zeile aus dem Schwur von Buchenwald, welcher bis heute an Gültigkeit und Aktualität nicht verloren hat:

“Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung”.

Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

Es werden Kränze niedergelegt, trotzdem sind auch selbst mitgebrachte Blumen gern gesehen.

Wir behalten uns vor, Personen, die der extrem Rechten Szene zuzurechnen oder die bereits durch rassistische, nationalistische, antisemitische und sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren und sie von dieser auszuschließen.

8. мая 2016
Cемьдесят первая годовщина освобождения

Дорогие жительницы и жители Панков-Буха,
8. мая (9. мая) 2016 семьдесят первая годовщина освобождения от немецкого фашизма. И в этом году мы хотим отметить это событие праздничным актом у памятника советским войнам-освободителям. Мы приглашаем Вас всех принять участие в этом мероприятии.

Вместе с Вами мы хотим отдать дань памяти всем тем, кто отдал все – в том же числе и свои жизни, чтобы прекратить бессмысленное уничтожение жизней. И по сей день мы чувствуем своим долгом, высказать благодарность им.

К сожалению, районы Бух и Каров до сих пор являются горячими точками неонацистской активности и партии НПД. Как только стало известно, что и в этих районах будут строить общее жилье для беженок и беженцев и после того, как несколько беженок и беженцев были размещены в местном спортзале, именно эта неофашисткая партия пыталась натравить все окрестное население против мигранток и мигрантов. Как и во времена немецкого фашизма партия НПД пытается сегодня разделить местное население на “немцев” и “не-немцев” с помощью расистских стереотипов. Таким способом они нашли себе так называемого “козла отпущения”. Так эта партия и использует беженок и беженцев, хотя эти люди ничего не нарушили – они лишь спаслись от войны и уничтожения. В 2013-ом году группа неонацистов надругалась над памятником советским войнам-освободителям в Бухе.

Одновременно во всей Европе происходит сдвиг вправо. Этим летом правые партии как АфД (“Альтернатива для Германии”) будут пытаться урвать себе место в парламенте. При этом они не борются за социальный поворот, который был бы выгоден всем. Они наоборот хотят вырубить под корень всю социальную систему. С этой партией в парламенте никому не станет лучше – хотя она пытается сделать вид, что это именно так. Риторика немецкого правительства при международных конфликтах, которые сегодня в большом количестве существуют во всем мире, становится все более агрессивной. Войне еще не поставлен конец, и поэтому мы до сих пор обязаны решительно говорить “нет!” войне.

Нельзя забывать, что немецкий фашизм принес Европе и всему миру войну и разорение. Больше 13 миллионов советских солдат – женщин и мужчин — погибли в борьбе против фашизма. 8. мая – это наша мотивация для сражения за живую демократию и уважение друг другу.

Мы хотим напомнить известную строчку из клятвы узников Бухенвальда:

«Наш лозунг – уничтожение нацизма вместе с его корнями!»

Нет фашизму! Нет войне!

Состоится торжественное возложение венков, и мы будем рады, если вы тоже принесете цветы.

Организаторы оставляют за собой право отказать в участии в мероприятии следующим лицам: представителям экстремистских правых групп и лицам, которые выступали с расистскими, антисемитскими, националистическими и другими заявлениями, унижающими человеческое достоинство.


Info-Veranstaltung: Die „Aktion T4“ und die Bedeutung des Krankenhaus Buch
Mi, 11.05.2016 | 19:00 Uhr | Bucher Bürgerhaus (Franz-Schmidt-Straße 8 / Pankow)
Veranstalter*innen: North-East Antifascists [NEA], Netzwerk für Demokratie und Respekt Buch-Karow & Gemeinsam gegen Rassismus – Pankow

Im Mai des Jahres 2000 wurde der erwerbslose Dieter Eich in seiner Wohnung in Pankow-Buch von Neonazis aus sozialdarwinistischen Gründen ermordet. Die Motive dieses Mordes stehen eng in Verbindung zu den „Euthanasie“ Morden der Nationalsozialisten: Während des “Euthanasie”-Programms starben im Krankenhaus Buch in den Jahren 1942/43 fast 10.000 Menschen. Welches Motiv hatten die Täter?

Ein formloser Befehl, rückdatiert auf den 1. September 1939, von Adolf Hitler ermächtigte damals den Reichsleiter Philipp Bouhler und den Arzt Dr. med. Karl Brandt zur Erfassung von fast 70.000 Menschen, welche als lebensunwert markiert wurden. Dies sollte den Beginn einer systematischen Ermordung und Zwangssterilisationen von 600.000 Menschen darstellen. Menschen mit Behinderungen, so genannte “Asoziale”, arbeitsunfähige Menschen, Prostituierte und wohnungslose Menschen wurden zu unwertem Leben verklärt.

Fälschlicherweise als “Euthanasie”-Programm bekannt geworden und unter dem Namen “Aktion T4” und “Aktion 14 f 13” begann diese “Behörde” ihre Arbeit und allein in den sechs großen Tötungsanstalten (u.a. Bernburg, Hadamar, Sonnenstein in Pirna) wurden zwischen Januar 1940 und August 1941 70.000 Menschen ermordet. Legitimiert durch eine Erweiterung der Gesetzgebung wurden bis Kriegsende weitere 130.000 Menschen direkt und indirekt getötet und weitere 400.000 zwangssterilisiert. Doch nicht nur in den großen Tötungsanstalten fanden diese Morde statt, auch kleinere Krankenhäuser und viele externe Ärzt*innen beteiligten sich direkt und indirekt an diesen Taten. So wurden mehr als 3.000 Menschen allein aus Buch in die Tötungsanstalten “verlegt” und die Anzahl der Toten stieg von 1621 im Jahr 1933 kontinuierlich auf 5695 im Jahr 1942, der Hochphase der “Aktion T4”, an.

Welche Diskriminierungsformen ermöglichten einen solchen Massenmord? Wie wird mit der Zeit konkret in Buch und insbesondere im Krankenhaus Buch umgegangen und welche Formen des Gedenkens gibt es? Was bedeuten diese Ereignisse und Menschenbilder auch für die heutige Zeit? Diesen Fragen möchten wir bei der Veranstaltung nachgehen und für ein aktives Gedenken einstehen, damit sich solche Taten niemals wiederholen.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://antifa-nordost.org/4190/liberationweeks-2016-never-again-gegen-faschismus-und-sozialchauvinismus/