Seit Freitag, 21.08.15, gab es im sächsischen Heidenau heftige Ausschreitungen von Rechten wegen einer Geflüchtetenunterkunft, die kurzfristig in einem umgebauten Baumarkt entstand. Es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Rassist*innen warfen unter dem Jubel und dem Applaus der Menge Steine, Flaschen, Feuerwerkskörper und Brandsätze in Richtung des Heims, in dem seit Freitagnacht Geflüchtete untergebracht sind.
Die Polizei konnte oder wollte die Lage nicht unter Kontrolle bringen und ließ den rassistischen Mob sowohl Freitag- als auch Samstagnacht weitgehend gewähren.
Eine linke Gegendemo wurde am Freitag untersagt. Bei einer weiteren Demo und Kundgebung am Samstag kam es zu massiven Polizeikontrollen. Die Kundgebung, die bis in die späten Abendstunden andauerte, wurde durch Polizeistrahler komplett ausgeleuchtet und überwacht, während den Rassist*innen erneut freie Hand gelassen wurde.
Leftreport war Samstag und Sonntag vor Ort. Am Samstag war es uns aufgrund der massiven Bedrohungslage und des omnipräsenten Nazimobs nicht möglich, das Geschehen zu dokumentieren. Am Sonntag gab es eine antifaschistische Demonstration durch Heidenau. Ca. 300 Antifaschist*innen reisten gegen 21.15 Uhr mit dem Zug in Heidenau an und zogen unter kraftvollen Rufen von Parolen gegen Nazis, Rassist*innen und für das Willkommenheißen von Geflüchteten zügig zur Unterkunft.
Nachdem die Bewohner*innen des Heims offenbar zunächst unsicher waren, um wen es sich bei den vor dem Baumarkt versammelten Menschen handelte, kamen kurze Zeit später einige von ihnen aus dem Gebäude und wurden mit Klatschen, Jubel und Winken begrüßt.
Nach einiger Zeit der stillen Präsenz vor dem Geflüchtetenheim wurde eine Demonstration durch Heidenau angemeldet. Diese wurde von der Polizei jedoch nur für den Rückweg zum Bahnhof genehmigt. An der Kreuzung Hauptstraße/Güterbahnhofstraße näherte sich eine Gruppe von ca. 20 Nazis dem Demonstrationszug, die von den Antifaschist*innen entschlossen vertrieben wurde.
Daraufhin stürmten zahlreiche schwer gepanzerte und bewaffnete Polizeikräfte, darunter BFE-Einheiten, der Demo hinterher. Sie setzten Pfefferspray ein, prügelten mit Schlagstöcken um sich und traten und sprangen in die Menge der Demonstrant*innen hinein. Es gab zahlreiche Verletzte auf Seiten der Antifaschist*innen, darunter einige schwer.
Anschließend zog die Demonstration weitgehend ruhig und geschlossen und mit verstärkter Polizeibegleitung zum Bahnhof zurück. Gegen 22.45 Uhr fuhren die Antifaschist*innen mit dem Zug wieder ab.
An diesem Abend waren bei weitem nicht so viele Rassist*innen auf der Straße, wie an den zwei Tagen davor. Die Polizei, die Freitag und Samstag noch mehr als schlecht aufgestellt war und sich fast vollständig aus dem Geschehen raushielt, zeigte nach der Ankündigung, dass Antifaschist*innen anreisen würden, eine deutlich stärkere Präsenz mit Wasserwerfern und schwer gepanzerten Polizeikräften. Dennoch wurde auch am Sonntag deutlich, dass die Polizei mit der Situation vor Ort massiv überfordert und wenig handlungsfähig, dafür aber umso aggressiver war.
Während es der Polizei über das gesamte Wochenende nicht gelang, dem wütenden rechten Mob Einhalt zu gebieten, konnten Antifaschist*innen den Nazis in dieser Nacht Paroli bieten und zeigen, dass rassistische Gewalt nicht unbeantwortet bleibt.
Quelle: left report
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