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Gedenken an Beate Fischer

Gedenkkundgebung:
So, 23.07.2023 | 15 Uhr | U-Bhf. Residenzstraße, Berlin-Reinickendorf

Info-Veranstaltung zu den Hintergründen der Tat:
Di, 18.07.2023 | 19 Uhr | Café Cralle (Hochstädter Straße 10A, Berlin-Wedding)
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Am 23. Juli 1994 ereignete sich in der Emmentaler Straße 97, in Berlin-Reinickendorf, ein Femizid. Beate Fischer wurde von drei jungen Faschisten auf brutalste Weise nach stundenlanger Vergewaltigung und Folter ermordet. Die zu diesem Zeitpunkt 32 Jahre alte Beate Fischer kam aus Weißensee und hinterließ zwei Kinder.

Am Abend des 23. Julis 1994, einem Samstagabend, traf sie am S-Bahnhof Lichtenberg auf die späteren Täter. Nachdem Beate Fischer, die zu diesem Zeitpunkt als Sexarbeiterin arbeitete, (laut Gericht) zunächst freiwillig mit ihnen in die Wohnung von einem der Täter nach Reinickendorf fuhr endete der Abend für sie in stundenlangen Vergewaltigungen, Folter, mehreren Mordversuchen und schließlich ihrem Tod. Beate Fischer versuchte zu fliehen, wurde von den Tätern jedoch mehrfach daran gehindert. Die Faschisten legten ihren toten Körper zu den Mülltonnen vor dem Haus. Die Täter wurden im anschließenden Prozess zu Strafen zwischen 10 und 21 Jahren verurteilt. Trotzdem hat das Gericht die politische Dimension des Falls verkannt. Erst 2018 wurde der Mord von staatlicher Seite aus als rechte Tat anerkannt. Die Aburteilung Beate Fischers durch die Neonazis als »minderwertig«, die Brutalität des Mordes, der ideologische Hintergrund der Täter und deren unglaubliche Freude an Gewalt waren die Gründe für diese Anerkennung.

Dass es sich bei den Tätern um Faschisten handelte, ist klar belegt. Einer der Täter lebte eine Zeit lang im von Neonazis besetzten Haus in der Lichtenberger Weitlingstraße. Dieses Haus unterstand der Kontrolle der Neoanziorganisation »Nationale Alternative« (NA), einer in Ost-Berlin gegründeten faschistischen Partei. An den Wochenenden fuhr er zusammen mit einer Wehrsportgruppe für militärische Übungen ins Berliner Umland. Auch die anderen Täter bewegten sich in rechten Jugendcliquen, die sich im Fußballhoolmilieu sammelten (v.a. Hertha & BFC Dynamo). Die Wohnung, in der Beate Fischer ermordet wurde, war als Neonazi-Treffpunkt bekannt. Dort wurden häufig Partys mit lautem Rechtsrock gefeiert. Auch der Vermieter der Wohnung war ein Faschist. Die Neonazis, alle zwischen 18 und 24 Jahren alt, ermordeten Beate Fischer aus Frauenfeindlichkeit und sozialdarwinistischen Gründen. Beate Fischer verurteilten sie aufgrund ihrer Tätigkeit als Sexarbeiterin als „minderwertig“.

Der Femizid an Beate Fischer ist kein Einzelfall. Die patriarchale Ideologie, der die Täter anhingen, ist nach wie vor präsent. Nicht nur in der Neonazi-Szene, sondern als Teil dieser Gesellschaft. In Deutschland wird nach wie vor im Schnitt jeden dritten Tag eine Frau ermordet, meist durch ihren (Ex)-Partner. Sexarbeiter:innen sind dabei in besonders hohem Maße patriarchaler Gewalt und Mord(versuchen) ausgesetzt.

Wir möchten an Beate Fischer und den grausamen Mord an ihr erinnern. Lasst uns am 23.07, um 15 Uhr an dem Haus in der Emmentaler Straße 97, in welchem sie ermordet wurde, gemeinsam Beate Fischer gedenken und eine lautstarke Kundgebung gegen faschistische und patriarchale Gewalt abhalten! Niemand ist vergessen!

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